Melanie F., 45, ist als Gruppenhelferin in der Behindertenhilfe tätig. Die Mainzerin arbeitet bei einem gemeinnützigen Verein als Begleiterin im Bereich Wohnen mit Assistenz und finanziert so ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Im Interview spricht Melanie darüber, welche großen Auswirkungen ihr Arbeitsalltag in der Pandemie auf ihr Privatleben hat.

ver.di: Ganz kurz vorab: Wieso hast du dich für eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin entschieden?

Melanie: Das war eine Bauchentscheidung. Ich bin mit Menschen mit Beeinträchtigungen groß geworden und habe nie Berührungsängste gehabt. In meinem vorherigen Beruf in einer IT-Consulting-Firma war ich nicht mehr glücklich. Ich kam irgendwann an den Punkt, dass ich beschlossen habe, mich beruflich zu verändern.

„Die Behindertenhilfe ist genau das Richtige für mich“

Das Erste, was mir in den Kopf kam, war, dass ich mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten wollte. Die Heilerziehungspflege war der Beruf, der meinen Vorstellungen am nächsten kam. Mit einer Abfindung aus meinem alten Job und der Arbeit als Gruppenhelferin finanziere ich nun meine Ausbildung. 

ver.di: Das finde ich immer toll, wenn Menschen Mut zur Veränderung haben. Und kannst du schon sagen, ob der Wechsel in einen sozialen Beruf die richtige Entscheidung war? 

Melanie: Absolut, diese Arbeit ist genau das Richtige für mich. Ich möchte auf jeden Fall in der Behindertenhilfe bleiben und plane, nach meiner Ausbildung als Fachkraft auch weiter im Bereich Wohnen zu arbeiten. Natürlich ist das ein anstrengender Job, schon wegen des Schichtdienstes. Aber damit komme ich erstaunlich gut klar. Und die Arbeit mit den Menschen, die vielfältigen Aufgaben und dass kein Tag wie der andere ist, – das macht den Job einfach sehr interessant. Selbst mit den Einschränkungen, mit denen ich im Moment leben muss ist es der Beruf, in dem ich in Zukunft arbeiten möchte.

In sozialen Berufen ist kein Tag wie der andere …

ver.di: Kannst du versuchen, deinen Berufsalltag zu beschreiben??

Melanie: Vielleicht muss ich erst mal kurz erklären, wie unsere Einrichtung aufgebaut ist. Unser Haus besteht aus fünf Wohngemeinschaften (WG), für die im Idealfall zwei bis drei Mitarbeiter*innen in einer Schicht zuständig sind. In einer Schicht muss das ganz normale WG-Leben im gesamten Haus geregelt werden. Da kann es vorkommen, dass ich bei Themen wie Putzen oder Aufräumen zwischen den Klient*innen vermitteln oder kleinere Streits schlichten muss.

Zusätzlich dazu, dass man das Haus am Laufen hält, begleitet man in der Regel zwei der Bewohner*innen intensiver. Für sie übernehme ich die gesamte Kommunikation mit den gesetzlichen Betreuer*innen, gehe mit ihnen zum Arzt, wir kaufen zusammen Bekleidung und legen gemeinsam Förderziele fest. Ich begleite sie aber auch im Alltag, z.B. helfe beim Duschen oder unterstütze, wo sie Hilfebedarf haben. Normalerweise, also vor Corona, gehen die Bewohner*innen tagsüber arbeiten oder in die Seniorenbetreuung. Am Wochenende wird für das komplette Haus gekocht. Zu meinen Aufgaben gehören pflegerische Aspekte, ebenso wie Bürotätigkeiten und die Freizeitgestaltung der Klient*innen.

Grundsätzlich lassen wir unsere Klient*innen viel allein machen und leiten immer nur dort an, wo es nötig ist. Ziel ist es, dass sie so viele ihrer Fähigkeiten behalten wie möglich. 

Behindertenhilfe und Pandemie: mehr Belastung für Bewohner*innen und Betreuerinnen

ver.di: Das hört sich ja schon in „normalen“ Zeiten ziemlich umfassend an. Hat sich deine Arbeit durch die derzeitige Pandemie verändert?

Melanie: Ja, natürlich, sehr sogar. Seit Beginn der Pandemie 2020 konnten unsere Klient*innen nicht mehr zur Arbeit oder in die Seniorenbetreuung. Im Frühjahr 2020 war es ganz schlimm, weil ihnen von einen auf den anderen Tag die ihnen vertrauten Strukturen komplett weggebrochen sind.

Das war zu der Zeit für uns alle schlimm, aber gerade Menschen mit geistiger Beeinträchtigung brauchen klare Strukturen. Die schwierigste Aufgabe bestand darin, sie über diese Zeit bei Laune zu halten. Wir mussten teilweise allerhand Deeskalations-Arbeit leisten.

ver.di: Wie hat sich die Betreuungssituation, aber auch der psychische Zustand der Klient*innen entwickelt über die Wintermonate und im neuen Jahr?

Melanie: Im Sommer 2020 war es zwischendurch mal besser, da waren die Einrichtungen – natürlich mit den bekannten Abstandsregeln offen -, im Herbst wurde wieder geschlossen. Im Moment gehen viele Bewohner*innen im 14 Tage-Wechsel zur Arbeit oder in die Betreuung. Viele haben aber immer noch Angst vor Ansteckung. Es geht unseren Klient*innen wie uns allen anderen auch: Es ist nicht mehr so dramatisch wie am Anfang, es ist aber immer noch viel Gesprächsbedarf und viel Unsicherheit da. Das bedeutet für uns: mehr Arbeit.

ver.di: Verstehe ich. Was speziell fällt an Mehrarbeit an?

Melanie: Das ist viel zusätzlicher praktischer Arbeitsaufwand. Zum Beispiel kochen wir seitdem jeden Tag für das ganze Haus – und nicht mehr nur am Wochenende. Viele neue Aufgaben sind direkt auf die Pandemie zurückzuführen. So mussten wir am Anfang jeden Tag bei allen Klient*innen Fieber messen, bis heute sprechen wir regelmäßig über die grade aktuellen Hygieneregeln. Bis zum Ende des Jahres war Besuch nicht erlaubt, da ging es auch darum, die Angehörigen bzw. die gesetzlichen Betreuer*innen mit Informationen versorgen. 

Teufelskreis in sozioalen Berufen: Personalmangel – Überlastung – Krankheit

ver.di: Was schätzt du, wie viel Mehrarbeit ist bei euch entstanden – in Zahlen?

Melanie: Um die 25 % würde ich sagen. Während der Lockdowns sind auch einige Arbeiten wie z. B. Arztbegleitungen, vor allem zu Fachärzten wegegefallen, aber das mussten wir in den Zeiten dazwischen alles wieder aufholen.

Bis heute ist es so, dass unsere Dienstpläne so umgestellt wurden, dass immer so wenig Mitarbeitende wie möglich vor Ort waren – aufgrund der Infektionsgefahr. Es konnte also vorkommen, dass wir Dienste ganz alleine gemacht haben. Wenn man alle fünf WGs alleine betreuen musste, war das einfach wahnsinnig viel Arbeit. Manchmal hatte ich das Gefühl, wie ein Roboter einfach nur noch zu funktionieren. 

ver.di: Das hört sich alles krass an! Aber was bedeutet das für die Arbeit mit Menschen, wenn man „nur noch funktioniert“?

Melanie: Im ersten Lockdown war ich schon sehr überarbeitet, weil wirklich viele Kolleginnen und Kollegen krank waren – also nicht Corona, sondern einfach flach lagen, viele von ihnen über zwei Wochen. Mir ging es auch so. Im Winter gab es dann wieder viele Krankmeldungen – wir wissen alle, dass die Überlastung dazu beiträgt, dass man krank wird. Für die Übrigen in einem kleinen Team bedeutet das: noch mehr Arbeit. Das ist natürlich ein Teufelskreis, da beißt sich die Katze in den Schwanz. Verschärfend kam in unserem Fall hinzu, dass mitten in der Pandemie eine halbe Stelle nicht nach besetzt wurde. Die müssen wir bis heute auch noch mit abdecken.

Was bei mir persönlich hinzukommt, waren die Veränderungen im Rahmen meiner Ausbildung. Ich empfand das Homeschooling als viel anstrengender als den Präsenzunterricht. Ich war durch die Doppelbelastung zwischendurch auch krank – also durch zu viel Anspannung und Stress.

Corona-Pandemie: Die Qualität der Arbeit am Menschen ist kaum zu halten

ver.di: Das ist das grundsätzliche Problem: zu schlecht bezahlt, keine*r will es mehr machen, Personalmangel, noch mehr Leute gehen … eigentlich kommt man um eine Anhebung der Löhne nicht herum, sollte man denken … Was bedeutet das für dich, was für eure Klient*innen?

Melanie: Je weniger Zeit wir haben, je angespannter wir sind, desto mehr leidet die Arbeit mit Menschen darunter. Die Klient*innen bekamen weniger Aufmerksamkeit, weil das Wichtigste war, dass wir die Abläufe im Haus überhaupt erst mal gewuppt kriegen. Ich habe trotzdem versucht, immer ein offenes Ohr zum Reden zu haben, weil Corona für manche Klient*innen schwer fassbar oder für Menschen mit Angsstörungen sehr beängstigend ist, speziell im ersten Lockdown. Zudem wurden die Klient*innen zu Beginn der Pandemie sehr kurzfristig in ihrer Freiheit, Eigenständigkeit bzw. Selbstbestimmung sehr eingeschränkt.

ver.di: Also leidet im Prinzip auch die Qualität der Arbeit bzw. es kostet noch mehr Kraft, sie gut zu machen … Wie ging es weiter? Im Sommer gab es ja einige Lockerungen, dann kam der lange Shutdown im Winter. Inwiefern betraf das auch eure Arbeit? 

Melanie: Eine große Erleichterung für uns war der Sommer 2020, als die Klientinnen wieder Besuch empfangen durften. Sie waren zu der Zeit besser gelaunt, das hat die Arbeit natürlich erleichtert. Allerdings gehen Besuche in Pandemiezeiten mit mehr Verwaltungsaufwand einher als vor der Pandemie, weil wir jeden Besuch genau dokumentieren müssen. 

Teilweise waren auch die Werkstätten eine Zeitlang geöffnet, jetzt gerade auch wieder. Aber normal ist es noch lange nicht: Aus Infektionsschutzgründen gibt es einen Wechselbetrieb mit der Folge, dass unsere Klient*innen je eine Woche arbeiten gehen, dann aber eine Woche zu Hause sind. Es ist also immer noch VIEL.

Wie durch ein Wunder keine Corona-Infektion

ver.di: Gab es bei euch Corona-Infektionen? Unter den Bewohner*innen oder unter der Belegschaft?

Melanie: Es ist wirklich ein Wunder, wir hatten bei uns im Haus bis heute keine einzige Erkrankung! Wie bei vielen anderen sozialen Einrichtungen wäre ein Corona-Cluster für eine Wohneinrichtung wie unsere ein Super-GAU gewesen! Fast alle unserer Klient*innen gehören zur Corona-Risikogruppe – sie haben Vorerkrankungen und / oder sind auch schon ziemlich alt. Für den Notfall ist zwar eine Quarantäne-Station eingerichtet, aber wenn es wirklich zu Infektionen kommt, sind die entsprechenden Räumlichkeiten gar nicht vorhanden, um alle unsere Klient*innen über längere Zeit voneinander zu trennen. Deswegen gibt es auch so klare und strenge Hygiene-Vorgaben für die Einrichtung. 

ver.di: Kurzer Einschub: Seid ihr jetzt geimpft?

Melanie: Ende März wurden alle Klient*innen und die gesamte Belegschaft geimpft. Zum Glück konnten und wollten wirklich alle die Impfung! Seitdem ist es etwas entspannter. Getestet werden wir durch den Arbeitgeber seit Anfang Dezember – vor Ort und durch Profis. Die Zeit dafür gilt als Arbeitszeit.

ver.di: Da wart ihr aber sehr früh dran. Wir haben noch sehr lange von Kitas oder anderen sozialen Einrichtungen gehört, in denen das Testen sehr spät und ziemlich chaotisch anlief …

Melanie: Das stimmt. In meiner Klasse in der Ausbildung war es so ungefähr eine Hälfte, die im Dezember am Arbeitsplatz regelmäßig getestet wurde.

Aber auch wenn wir heute alle erstgeimpft sind und zusätzlich testen, steckt die Botschaft vom letzten Jahr tief in uns drin: Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein! Wir, die Betreuer*innen, sind eine Gruppe, die das Virus einschleppen könnte. Und tatsächlich sieht die Wohnbereichs-Verwaltung das wohl ähnlich. Sie hat uns ganz am Anfang der Pandemie Handlungs-Empfehlungen geschickt, in der sie uns unter anderem von der Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs abrät. Wobei das natürlich keine offizielle Anweisung ist – wie auch?!?

„Ich habe Angst, eine Infektion in die Einrichtung zu tragen“

ver.di: Was bedeutet diese Situation für dich und dein Leben? Du – und deine Kolleg*innen – ihr tragt ja ganz schön viel Verantwortung …

Melanie: Seit Ausbruch der Pandemie ist es tatsächlich meine allergrößte Sorge, dass ich das Virus mit in die Einrichtung bringen könnte. Vorneweg möchte ich sagen, dass alle Beschäftigten, die eng mit Menschen arbeiten, in dieser Zeit eine große Verantwortung tragen. Egal, ob in der Kranken- oder Altenpflege, der Behindertenhilfe oder im Erziehungsdienst. Das ist eine nahe Arbeit an und mit Menschen. 

Ich verspüre diese Verantwortung gegenüber unseren Klient*innen tatsächlich auch außerhalb meiner Arbeitszeit und das macht mir zeitweise ganz schön Druck. Entsprechend hat sich mein Leben seit über einem Jahr radikal verändert. Klar: Durch die Pandemie haben alle Einschränkungen erlebt. Ich glaube trotzdem, dass es bei mir einschneidender ist, als bei vielen Menschen, die nicht in diesem Bereich arbeiten. Ich habe zum Beispiel seit Beginn der Pandemie Mundnasenschutz getragen, als er noch nicht vorgeschrieben war – egal, ob beim Einkaufen oder bei Fahrten im öffentlichen Nahverkehr. Sicher habe ich mich trotzdem nicht gefühlt. 

Mitte Mai letzten Jahres habe ich mir dann tatsächlich auch ein Auto gekauft, damit ich eben nicht mit den Öffentlichen fahren muss. Das ist für mich, die ich in der Ausbildung bin, eine ganz schöne finanzielle Belastung, die nicht einfach zu stemmen ist. Auch Supermärkte meide ich. Meine Einkäufe erledige ich nur noch alle zwei bis drei Wochen, das erfordert auch jede Menge Planung. 

Als stärksten Einschnitt empfinde ich jedoch das Herunterfahren meiner Sozialkontakte. Ich lebe zwar nicht komplett in Quarantäne, aber es geht in die Richtung. Ich überlege mir sehr gut, wann ich wen wo treffe und das ist wirklich nicht oft. Meinen besten Freund sehe ich ungefähr einmal im Monat. Es gab im Winter viele Tage, da konnte es zu Hause ganz schön einsam sein. Schlimm fand ich es aber auch im letzten Sommer, als man mitbekommen hat, dass die Freund*innen dann doch wieder einige Freiheiten hatten. Das hat die Situation nicht gerade einfach gemacht. Mit dem Schichtdienst war es auch vor der Pandemie nicht einfach, Freund*innen zu treffen. Jetzt ist es so: Selbst wenn man frei hat, kann man trotzdem nicht unter Leute. Das deprimiert!

Zum Glück sehe ich auf der Arbeit Menschen – und jetzt auch in der Ausbildung. Da es auf den Abschluss zugeht, haben wir seit März Präsenzunterricht und ich konzentriere mich auf die Prüfungen.

ver.di: Das finde ich hart. Tatsächlich empfinde ich die Kontaktbeschränkungen im Lockdown als das Schwierigste. Dauerhaft so isoliert zu leben und trotzdem immer die Furcht zu haben, man könnte die Menschen in der Einrichtung, die Kolleg*innen gefährden …

„Wegen der Überstunden mache ich meine Ausbildung in der Freizeit“

Melanie: Wegen der Selbstisolation und der Einsamkeit habe ich mich viel mit meinen Kolleg*innen ausgetauscht. Ich weiß, dass es vielen von ihnen genau so geht – bei jedem oder jeder ist es etwas anders gelagert – andere haben Familie und da ist die Angst, dass Partner*in oder Kinder das Virus in die Familie bringen könnten und dass es von dort in die Einrichtung gelangen könnte – oder umgekehrt …

Ich möchte noch mal auf die Ausbildung zu sprechen kommen. Wegen der vielen Vertretungsschichten mache ich die Ausbildung zu großen Teilen in meiner Freizeit. Ich meine nicht das Lernen, sondern auch die Pflichtpraktika. Ich habe jetzt zum Beispiel zwölf Tage am Stück vor mir, da habe ich kein frei. Klar: Im Schichtplan steht „frei“, aber an den Tagen habe ich Schule.

Von anderen in meiner Ausbildung weiß ich, dass sie für die Zeit vor den Prüfungen von der Arbeit freigestellt wurden, mir wurde wegen Personalmangel der seit Langem stattgegebene Urlaub gestrichen. Ich habe wirklich Angst vor den Prüfungen unter diesen Umständen – Angst, dass ich mich überfordere und krank werde und deswegen an den Prüfungen nicht teilnehmen kann oder dass ich schlechter abschneide.

„Ich wünsche mir, dass die Arbeit in der Behindertenhilfe eine größere gesellschaftliche Anerkennung erfährt“

ver.di: Das alles, diese unmögliche Ausbildungssituation, die Isolation, die Überstunden, das kann man ja eigentlich gar nicht in Geld bezahlen. Trotzdem: Wird diese Verantwortung, werden diese Einschnitte entsprechend honoriert?  

Melanie: Anerkennung gibt es auf unterschiedlichen Ebenen. Von den Angehörigen und gesetzlichen Betreuer*innen haben wir zum Beispiel viel Zuspruch bekommen. Aber in den Medien wird leider selten über die Behindertenhilfe berichtet. Und politisch ist da auch noch Luft nach oben. Weil wir eine Wohneinrichtung sind, haben wir z.B. die Corona-Prämie nicht bekommen, obwohl wir auch pflegerische Aufgaben wahrnehmen.

Am Arbeitsplatz direkt hat unsere Wohnbereichsleitung während der letzten Monate immer wieder motivierende Mails an die Mitarbeitenden verschickt. Da stand z.B. drin, dass die Wohnbereichsleitung jeden Abend für uns klatscht, als das gerade aktuell war. Aber Wertschätzung braucht natürlich mehr als motivierende Mails und das Klatschen auf Balkonen. 

Bei uns ist tatsächlich etwas passiert. Wir haben eine Lohnerhöhung bekommen und zwar unabhängig von den regulären Tarifverhandlungen. Je nach Stufe gibt es zwischen einem und drei Prozent mehr. Das ist ein Anfang, eine Anerkennung, aber gerade bei niedrigen Löhnen nicht genug. Trotzdem: Eine langfristige Erhöhung aufgrund von Corona wünsche ich derzeit allen Kolleg*innen, egal bei welchem Träger.

Ganz besonders am Herzen liegt mir aber, dass unsere Arbeit eine größere gesellschaftliche Anerkennung erfährt, die sich dann auch in flächendeckend fairen Löhnen und vor allem einer anderen Personalbemessung niederschlägt. Denn auch die Behindertenhilfe ist systemrelevant. Das wird oft vergessen!

ver.di: Liebe Melanie, danke dass du trotz allem Stress Zeit für das Gespräch gefunden hast! Alles Gute für deine Prüfungen!

Du arbeitest auch in der Behindertenhilfe oder angrenzenden sozialen Berufen und möchtest deine Arbeitsbedingungen verbessern?

In ver.di setzen wir uns zusammen für gute Bezahlung, Tarifbindung und gute Arbeitsbedingungen ein. Je mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich in ver.di organisieren, desto mehr können wir gemeinsam erreichen. Hier findest du mehr Infos.

*Melanies Name wurde von der Redaktion geändert.

2 thoughts on “Melanie, Gruppenhelferin in der Behindertenhilfe: „Ich arbeite mit Menschen – deswegen lebe ich seit Beginn der Pandemie fast wie in Quarantäne“

  • 7. Januar 2022 um 14:17
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    Vielen Dank für diesen Beitrag zur sozialen Arbeit. Interessant, dass dabei das Berufsbild des Heilerziehungspflegers sich dadurch auszeichnet, dass man viel mit Menschen mit Beeinträchtigung arbeitet. Ich recherchiere zu dem Thema, da ich auch überlege, eine Ausbildung im sozialen Bereich zu beginnen.

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  • 8. Februar 2022 um 11:42
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    Ich persönlich habe schon früh festgestellt, dass es mir sehr gefällt, sich um Beeinträchtigte zu kümmern! Nach meiner Schulzeit werde ich definitiv eine Ausbildung in der Heilerziehungspflege zu beginnen. Hoffentlich finde ich bis dahin eine gute Schule, bei der ich mich bewerben kann.

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