Daniel Wenk engagiert sich für die Abschaffung des sogenannten Dritten Wegs, des Sonderwegs der Kirchen in Sachen Arbeitsrecht, und hat in Baden die Beschäftigten-Bewegung bei den christlichen Arbeitgebern auf den Weg gebracht. Ein Interview.

Foto: František Matouš

ver.di: Als Beschäftigter und Interessenvertreter bei der Diakonie hast du in deiner Biographie selbst immer wieder die Grenzen der Mitbestimmung erfahren und erlebt, wie sich die Arbeitgeber gegen mehr Mitbestimmung wehren. Wie bist du zur Diakonie gekommen?

Daniel: Zur Diakonie bin ich über den Zivildienst gekommen. Ich bin gelernter Schreiner und habe nach der Ausbildung noch zwei Jahre regulär als Geselle gearbeitet. Dann hätte ich zur Bundeswehr gemusst, habe aber als einer der ersten hier bei uns den Kriegsdienst verweigert.

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Das Bild zeigt Bernd Becker, vere.di Landesfachbereichsleiter im Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft im ver.di Landesbezirk Sachsen/ Sachsen-Anhalt/ Thüringen
Bernd Becker, Landesfachbereichsleiter im Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft im ver.di Landesbezirk Sachsen/ Sachsen-Anhalt/ Thüringen, hat die Verhandlungen mit den Arbeitgebern der Waldkliniken Eisenberg geführt.

Bernd Becker, Fachbereichsleiter im Landesbezirk Sachsen / Sachsen-Anhalt und Thüringen, hat zusammen mit den Beschäftigten und dem Geschäftsführer der Waldkliniken Eisenberg David-Ruben Thies einen wegweisenden Tarifvertrag erarbeitet.

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Katharina ist verbeamtete Sachbearbeiterin im Jobcenter. Klar: Sie darf nicht streiken. Dennoch unterstützt sie die Forderungen in der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst – unter anderem mit diesem Interview. Denn die Arbeitsbedingungen sind hart, Überstunden an der Tagesordnung und manche ihrer Kolleg*innen im öffentlichen Dienst verdienen so wenig, dass sie selbst Bürgergeld beantragen müssen. Kein Wunder, dass der viele nach kurzer Zeit wieder kündigen. Das muss sich ändern, sagt Katharina.

ver.di: Liebe Katharina, wer bist du und was machst du?

Katharina: Ich bin Katharina-Sophia Gerking, 38 Jahre alt, und arbeite als Sachbearbeiterin im Leistungsservice im Jobcenter Hannover. Außerdem bin ich stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und wahrscheinlich in 6000 anderen Vereinen unterwegs, was aber heute hier keine Rolle spielt (lacht).

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Foto: Kay Herschelmann

Ich arbeite beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Donau MDK (Main-Donau-Kanal). Wir sind mit 700 Beschäftigten für den Betrieb und den Unterhalt von 380 Kilometern Bundeswasserstraßen zuständig. Unser Gebiet umfasst die Donau ab Jochenstein, an der österreichischen Grenze, aufwärts bis Kelheim und die daran anschließende künstliche Wasserstraße, den 1992 eröffneten Main-Donau-Kanal, bis Bamberg. 

Neben Betrieb und Unterhaltung haben wir auch strom- und schifffahrtspolizeiliche Aufgaben. Wir kümmern uns um riesige ökologische Ausgleichsflächen sowie den sicheren und reibungslosen Verkehrsablauf auf einer teils freifließenden, teils staugeregelten und künstlichen Wasserstraße. Die sollte übrigens als sehr ökologischer Verkehrsträger viel mehr Bedeutung haben. 

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Frieda demonstriert für höhere Löhne bei den Berliner Wasserbetrieben – auch für Azubis und Dual Studierende.
Foto: KAY HERSCHELMANN

Wir treffen Frieda und Halis vor dem Kongresshotel in Potsdam. Der Anlass: Auftakt für die erste Runde der Tarifverhandlungen für die Angestellten bei Bund und Kommunen.

Mit ihren Kolleg*innen sind die beiden Nachwuchskräfte der Berliner Wasserbetriebe zum Hotel gekommen, zusammen mit mehreren hundert Beschäftigten aus Brandenburg, Potsdam und Berlin. Wir fragen die beiden, was die Forderungen aus der laufenden Runde für sie bedeuten.

ver.di: Stellt euch doch mal kurz vor und erzählt und, warum ihr heute hier zur ersten Tarifrunde in den Tarifverhandlungen für die Angestellten für Bund und Kommunen in Potsdam vor Ort seid!

Frieda: Hallo, ich bin Frieda. Ich mache ein duales Studium für industrielle Elektrotechnik bei den Berliner Wasserbetrieben, bin jetzt im fünften Semester und in der Jugend- und Auszubildendenvertretung aktiv.

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aufgeschrieben von Maren Skambraks

Malayn Saremski, 33 Jahre alt, ist seit 10 Jahren Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene an der Berliner Charité.

„Angesichts der enorm hohen Inflation merke ich, dass am Monatsende immer weniger Geld übrigbleibt. Steigende Gas- und Lebensmittelpreise hinterlassen ihre Spuren. Unsere Tarifforderung von 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro, ist daher auf gar keinen Fall zu hoch. Es ist jetzt endlich an der Zeit, die Gehälter in den Krankenhäusern nach oben zu korrigieren. Schon zur Hochzeit der Pandemie hieß es gerade auch von der Politik immer wieder, dass das Pflegepersonal für diesen verantwortungsvollen Beruf zu wenig verdient. Geändert hat sich daran bisher allerdings nichts.

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Serdal und einige seine Mitstreiter*innen: Sie sind Teil des ersten Betriebsrats im Amazon-Verteilzentrum Wunstorf

ver.di: Hallo Serdal, herzlich willkommen. Wer bist du? 

Serdal: Ich heiße Serdal Sardas und bin 32 Jahre alt. Seit 2019 arbeite ich bei Amazon im Verteilzentrum Wunstorf. Bis vor Kurzem war ich „Operation Supervisor“ bzw. Teamleiter, seit einem Jahr in der Frühschicht und dort war ich verantwortlich für die „Touren“. Das bedeutet: Wir sorgen dafür, dass die Pakete, die die Zusteller*innen im Lauf des Vormittags abholen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Abholung bereit liegen. Ich habe die Personaleinsatzplanung gemacht und war außerdem verantwortlich für die Arbeitssicherheit. Davor habe ich zwei Jahre in der Nachtschicht gearbeitet. Im Moment sind wir bei uns im Zentrum um die 200 Beschäftigte, saisonal sind es mehr. 

Mittleierweile bin ich freigestellter Betriebsratsvorsitzender des ersten Betriebsrats in einem Amazon-Verteilzentrum in Deutschland, vielleicht in Europa (laut der PR von Amazon gibt es bereits in Italien einen Betriebsrat in einem Verteilzentrum).

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von Daniel Behruzi

Stärke durch Organisation!

Die nicht-ärztlichen Beschäftigten der Kölner Uniklinik haben sich erfolgreich mit ver.di organisiert und gestreikt. Die Krankenpflegerin Rosa Hense berichtet, wie die Aktiven das geschafft haben.

 Rosa Hense , Gesundheits- und Krankenpflegerin am Uniklinikum Köln. 
Foto: Daniel Behruzi
Rosa Hense, Gesundheits- und Krankenpflegerin am Uniklinikum Köln.
Foto: Daniel Behruzi
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Alle Fotos Kay Herschelmann

Aydan, Hansi, Angela und Anika begleiten als ehrenamtliche Mitglieder – zusammen mit weiteren gewählten Kolleg*innen – in der Verhandlungskommission die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst – live vor Ort, um die Interessen „ihrer“ Berufe zu vertreten.

Auch in dieser separaten Runde für die Sozial- und Erziehungsdienste, in der es nicht um Gehalt, sondern um Entlastung und Aufwertung ging, waren sie ganz nah an den Verhandlungen dran. Hier geben sie ihre persönliche Einordnung des aktuell erreichten Tarifabschlusses. Aber auch unsere aktiven Mitglieder in der Fläche, die in der Tarifrunde gestreikt haben, haben wir nach ihrer Meinung zum Tarifergebnis befragt.

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Alle Fotos von Kay Herschelmann

Bitter, aber wahr im Frühjahr 2022

Gestern Morgen startete die dritte Runde der Tarifverhandlungen für den Sozial und Erziehungsdienst. Die Corona-Zahlen sinken – und deshalb war es endlich wieder möglich, dass um die 1000 Kolleg*innen aus Berlin und Brandenburg sowie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die im Übrigen von ihren Trillerpfeifen regen Gebrauch machten, in einem großen Demozug Richtung Kongresshotel in Potsdam zogen, wo die Verhandlungen stattfinden.

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