Singen, spielen, sich um die lieben Kleinen kümmern: Ein Job im Sozial- und Erziehungswesen ist sprichwörtlich ein Kinderspiel..?! Wir bei ver.di lieben es ja, mit Vorurteilen aufzuräumen! Denn im Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten echte Profis, egal ob in den Kitas, in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Behindertenhilfe, im Allgemeinen Sozialdienst, in der Schulsozialarbeit oder einem der zahlreichen anderen Bereiche. Sie helfen, unterstützen, reichen uns die Hand, und zwar in jeder Lebenslage. Ihre Aufgaben sind vielfältig, und ihre Arbeit eigentlich unbezahlbar. Und doch sind ihre Einkünfte meist nur im unteren Einkommensniveau zu finden. Ideal und Realität liegen also leider weit auseinander. Wir haben die fünf wichtigsten Infos über diese wichtige Arbeit aufgelistet.
1. Sozial- und Erziehungsdienst: Diese Berufe gehören dazu
Fast jede*r von uns ist schon einmal im Leben in Berührung mit dem Sozial- und Erziehungsdienst gekommen. Rund 50 unterschiedliche Berufe gehören dazu, mehr als 900.000 Personen arbeiten in diesem Bereich. Die wohl bekannteste und auch größte Berufsgruppe sind die Erzieher*innen. Im Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten übrigens vor allem Frauen. Sie stellen über 80 Prozent der Beschäftigten. Im Bereich Kita sind sogar 95 Prozent der Beschäftigten weiblich!
Zum Sozial- und Erziehungsdienst gehören diverse Berufsgruppen.
Hier mal einige Berufsprofile aufgelistet:
- Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen,
- Erzieher*innen,
- Heilerziehungspfleger*innen,
- Kinderpfleger*innen,
- Sozialassistent*innen
- Heilpädagog*innen,
- Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung,
- Arbeitserzieher*innen,
- Amtsvormünder
- Heil- und Heimerzieher*innen,
- Physio- und Ergotherapeut*innen,
- Logopäd*innen,
- Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen
2. Ein Dienst für die Gesellschaft
Tagtäglich gehen die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst dahin, wo es weht tut, wo Menschen allein nicht mehr weiter wissen. Sie helfen, unterstützen, beraten und betreuen. Sie schlichten, schützen und beugen vor. Ob im Bereich Street Work, im Jugendamt, in Altenheimen, in Drogenberatungsstellen oder in Einrichtungen für Obdachlose. Sie sind genau dort, wo manch anderer lieber wegschaut.
Und sie gestalten unsere Zukunft aktiv mit. Denn die Beschäftigten im Sozial-und Erziehungsdienst arbeiten an Orten der Bildung. Sie sind es, die sich um die nächste Generation kümmern. Sie begleiten Kinder und Jugendliche bei ihren Bildungsprozessen. Und sorgen dafür, dass sich alle Kinder angenommen und respektiert fühlen. Für das soziale Miteinander in unserer Gesellschaft sind sie unentbehrlich. Denn in Deutschland hat die soziale Herkunft noch immer Einfluss auf den Bildungserfolg und die Teilhabe in der Gesellschaft. Die Beschäftigen im Sozial- und Erziehungswesen arbeiten gegen diese Ungerechtigkeiten an. Mit frühkindlicher Bildung in Kitas, durch sozialpädagogische Angebote in der Schule, bis hin zu Freizeitangeboten und Jugendzentren.
3. Schlechte Rahmenbedingungen für wichtige Arbeit
Personalmangel, Überlastung, kaum Zeit für Pausen. Mit diesen Problemen müssen sich die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ständig herumschlagen. Zu hohe Fallzahlen, veraltete Personalschlüssel und gestiegene Anforderungen erschweren die Arbeit zusätzlich.
Inzwischen erscheint es vielen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst fast unmöglich, den eigenen fachlichen Anspruch an die Arbeit noch erfüllen zu können. Doch die von ihnen begleiteten Kinder, Jugendlichen und Klient*innen sollen nicht unter den schlechten Arbeitsbedingungen leiden müssen. Und so steigen Belastung und Druck noch weiter. Ein hoher Krankenstand und Burn-out sind die Folgen.
Die Beschäftigten leisten also professionelle Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Anerkennung aber erhalten sie dafür nicht. Die Bezahlung ist niedrig, die Aufstiegschancen gering und viele Arbeitsverträge sind befristet.
4. Der Fachkräftemangel
Das Sozial-und Erziehungswesen boomt und die Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen steigt. Tatsächlich werden bis zum Jahr 2025 etwa 600.000 neue Fachkräfte in deutschen Kindertageseinrichtungen gebraucht. Doch damit nicht genug: Im gleichen Zeitraum werden mehr als 170.000 Kolleg*innen in Rente gehen. Nachwuchs ist schwierig zu finden. Die Fachschulen haben zwar die Zahl der Ausbildungsmöglichkeiten erhöht. Doch sie können weder die aktuelle noch die zukünftige Nachfrage nach Fachpersonal decken.
Die Situation in den anderen Berufen des Sozial- und Erziehungsdiensts ist ähnlich belastend. Es gibt immer mehr Arbeit für zu wenig Beschäftigte. Derzeit kommen etwa 500 freie Stellen auf 100 arbeitssuchende Sozialarbeit*innen.
5. Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst brauchen gute Tarifverträge
Tarifverträge sichern gute Arbeitsbedingungen. So einfach ist das. Im öffentlichen Dienst etwa gilt der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD). Doch von den ca. 900.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ist nur ein Drittel auch bei einem öffentlichen Träger beschäftigt. Rund 600.000 Beschäftigte sind hingegen bei kirchlichen und anderen freien Trägern angestellt. Hier gelten häufig keine tariflichen Absicherungen. Im Klartext heißt das: schlechtere Arbeitsbedingungen, geringere Bezahlung! Das wollen wir ändern. Denn gute Arbeit muss überall richtig was wert sein. Deshalb setzt ver.di sich für die Stärkung der Tarifbindung ein. Der TVöD muss flächendeckend zum Standard werden.
Dafür brauchen die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst eine starke Gewerkschaft. Hier kannst auch du dich für bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen, eine gute Ausbildung, Entlastung, mehr Personal und Aufwertung einsetzen.