5 Dinge, die du über Tarifverträge wissen solltest

Du willst eine gute Work-Life-Balance, ein faires Gehalt, ausreichend Urlaub und obendrauf noch Weihnachtsgeld? Dann willst du einen Tarifvertrag. Denn ein Tarifvertrag sorgt für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Und entgegen aller Vorurteile profitiert sogar dein Arbeitgeber. Denn in einer Branche mit Tarifvertrag gelten die gleichen Rahmenbedingungen für alle. Leider fallen uns die Tarifverträge trotzdem noch immer nicht in den Schoß. Warum es sich lohnt, für Tarifverträge in den Ring zu steigen, was für dich dabei rausspringt und welche Arten es überhaupt gibt, liest du hier:

1. Diese Arten von Tarifverträgen gibt es

Handschlag

Den ersten Tarifvertrag in Deutschland gab es schon 1873! Und zwar beim Verband der deutschen Buchdrucker. Inzwischen hat sich viel getan. Wir haben dir eine Übersicht über die wichtigsten Arten der Tarifverträge zusammengestellt:

  • Lohn- und Gehaltstarifvertrag: Es geht um’s Geld. Wie der Name schon sagt, wird im Lohn- und Gehaltstarifvertrag die Höhe der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen festgelegt.
  • Rahmentarifvertrag: Alles dreht sich um die Lohn- und Gehaltsgruppen. Im Rahmentarifvertrag findest du Tätigkeitsbeschreibungen und Qualifikationsanforderungen für die unterschiedlichen Gruppen.
  • Manteltarifvertrag: Die Arbeitsbedingungen stehen im Mittelpunkt. Der Manteltarifvertrag regelt zum Beispiel deine wöchentliche Arbeitszeit, deinen Urlaubsanspruch, die tarifliche Jahresleistung („Weihnachtsgeld“) oder auch die Kündigungsfristen.
  • Branchen- oder Flächentarifvertrag: Ein Tarifvertrag, der für einen ganzen Wirtschaftszweig gilt. Er wird mit einem Arbeitgeberverband ausgehandelt und gilt für einen räumlich abgegrenzten Tarifvertragsbezirk („Fläche“), meist für eine bestimmte Region.
  • Firmen- oder Haustarifvertrag: Ein Tarifvertrag, der zwischen der Gewerkschaft und einem einzelnen Unternehmen geschlossen wird.
  • Anerkennungstarifvertrag: Das ist nichts anderes als ein Haustarifvertrag, in den die Inhalte des Flächentarifvertrags übernommen werden.

2. Diese Parteien verhandeln den Tarifvertrag

Eine Frau verhandelt mit einer anderen Person, die mit dem Rücken zur Kamera sitzt.

Ein Tarifvertrag ist ein schriftlicher Vertrag. Ausgehandelt wird der Tarifvertrag zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Dabei kann eine Gewerkschaft mit einem einzelnen Arbeitgeber oder auch mit einem Arbeitgeberverband verhandeln. Und da in Deutschland die Tarifautonomie gilt, darf diesen beiden Tarifparteien niemand in ihre Verhandlungen reinreden. Das gilt auch für die Politik. Denn die Tarifautonomie ist gemeinsam mit der Koalitionsfreiheit im Grundgesetz verankert.

Seit dem Tarifeinheitsgesetz aus dem Jahr 2015 hat übrigens nur die mitgliederstärkste Gewerkschaft in einem Betrieb das Recht einen Tarifvertrag abzuschließen. Eine große und branchenübergreifende Gewerkschaft wie ver.di ist hier natürlich gut aufgestellt, um die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten.

Wenn die beiden Tarifparteien sich bei ihren Verhandlungen nicht einigen, kommen in der Regel Arbeitskampfmaßnahmen zum Einsatz. Das bekannteste und wichtigste Mittel ist der Streik. Mit ihm verleihen wir unseren gewerkschaftlichen Forderungen Nachdruck. Läuft aber aktuell noch ein Tarifvertrag, gilt die Friedenspflicht. Auf Arbeitskampfmaßnahmen wird dann verzichtet.

3. Das sind die größten Vorteile von Tarifverträgen

Mit einem Tarifvertrag ist einfach mehr für dich drin. Aber lies selbst!

Mehr Geld

Die Zahlen sprechen für sich: Im Schnitt erhalten Beschäftigte, die nach einem Branchentarifvertrag bezahlt werden 5,6 Prozent mehr Lohn als Beschäftigte ohne gültigen Tarifvertrag. Und das ist noch nicht alles. Beschäftigte, für die ein Firmentarifvertrag gilt, verdienen sogar rund 8 Prozent mehr als ihre Kolleg*innen ohne Tarifvertrag.

Mehr Transparenz

Ein Tarifvertrag schützt dich vor Benachteiligung. Denn im Tarifvertrag ist genau geregelt, was dir und deinen Kolleginnen zusteht. Klar, über Urlaub und Gehalt kannst du auch selbst verhandeln. Aber darüber hinaus werden im Tarifvertrag noch viele andere Dinge festgeschrieben, die einen guten Arbeitsplatz ausmachen. Und auf manche hast du als Einzelner einfach keinen Einfluss. Auch wenn du das beste Verhandlungsgeschick aller Zeiten mitbringst.

Mehr Zukunft

Mit einem Tarifvertrag wirst du nicht überrascht! Er sorgt für Verlässlichkeit und Planbarkeit. Denn dein Gehalt, Lohnsteigerungen und deine Arbeitsbedingungen sind darin festgehalten. Und zwar für die gesamte Laufzeit des Tarifvertrags. Sobald neue Tarifverhandlungen anstehen, kannst du dich darauf verlassen, dass wir ausgehend von dieser Basis neu verhandeln. Schlechter werden die Bedingungen also bestimmt nicht!

Mehr Recht

Ein Tarifvertrag ist rechtlich bindend. Ganz genauso wie dein Arbeitsvertrag. Wenn dein Arbeitgeber also gegen seine tarifvertraglichen Verpflichtungen verstößt, kannst du dagegen vorgehen und diese vor Gericht einklagen. Allerdings: Wer kein Mitglied der Gewerkschaft ist, hat streng genommen keinen Rechtsanspruch auf Leistungen aus dem Tarifvertrag. Falls du also noch kein Mitglied bist: Hier kannst du es ganz unkompliziert werden.

4. Du kannst auf Tarifverträge Einfluss nehmen

Im Tarifvertrag geht es um deine Arbeitsbedingungen. Und genau deshalb bestimmst du als ver.di-Mitglied von Anfang an mit, was bei den Tarifverhandlungen gefordert werden soll. In Betrieben und Dienststellen diskutieren unsere Mitglieder die Inhalte, die für sie wichtig sind. Mit diesem Auftrag geht ver.di dann für dich und deine Kolleg*innen in die Verhandlungen mit den Arbeitgebern.

Und auch während dieser Verhandlungen bist du gefragt. Denn bei uns gilt: Je mehr, desto besser! Je mehr Mitglieder sich an den Aktionen rund um die Tarifverhandlungen beteiligen, desto mehr Druck auf die Arbeitgeber können wir gemeinsam aufbauen. Und je größer der Druck auf die Arbeitgeber, desto besser ist das Verhandlungsergebnis. Kurz gesagt: Je mehr Mitglieder, desto besser der Tarifvertrag!

5. Pro-Tipp: So findest du raus, was genau in deinem Tarifvertrag steht

Latop-Bildschirm zeigt Startseite des ver.di-Mitgliedernetz

Natürlich kannst du dein Recht nur dann einfordern, wenn du weißt, was dir zusteht. Als ver.di-Mitglied kannst du jederzeit die genauen Regelungen des für dich geltenden Tarifvertrags einsehen. Denn im ver.di-Mitgliedernetz findest du alle aktuellen Tarifverträge, die ver.di abgeschlossen hat. Log dich also gleich ein und nutze diesen und viele weitere exklusive Services für Mitglieder.

PS: Auch mit Tarifvertrag kannst du natürlich jederzeit noch bessere Bedingungen für dich raushandeln. Viel wichtiger aber ist: Wo immer dein Arbeitsvertrag dich schlechter stellen würde, gelten automatisch die besseren Bedingungen des Tarifvertrags!

3 thoughts on “5 Dinge, die du über Tarifverträge wissen solltest

  • 24. April 2020 um 9:47
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    Hinzu kommt die Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen durch die Politik, die leider nahezu völlig vernachlässigt wird.

    Würde dies häufiger geschehen, würden vermutlich auch wieder mehr Tarifverträge abgeschlossen.

    Antwort
  • 13. Januar 2022 um 22:32
    Permalink

    Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin kein Mitglied ihrer Gewerkschaft und freue und bedanke mich über immer wieder neue und gute Tarifverträge für uns Arbeitnehmer. Eine Frage bewegt mich trotz Allem. Gelten Tarifverträge für alle AN oder Mitglieder der Gewerkschaft?
    Jochen Seidel

    Antwort
    • 24. Januar 2022 um 13:48
      Permalink

      Lieber Jochen Seidel, Tarifverträge gelten nur für Gewerkschaftsmitglieder. Weil den Arbeitgebern nichts daran liegt, dass Gewerkschaft gestärkt wird, um den Anreiz, Mitglied zu werden zu senken, werden die Tarifergebnisse von den Arbeitgebern auf alle Beschäftigten ausgeweitet.

      Und da beißt sich die Kuh in den Schwanz: Weil Sie auch so von den Tariferhöhungen profitieren, treten Sie nicht ein. Die Gewerkschaft ist aber nur so stark, wie die Zahl der Beschäftigten, die für ein gutes Ergebnis bereit sind zu streiken. Ihre Gehaltserhöhungen erhalten sie quasi auf Kosten der Kolleg*innen, die Gewerkschaftsmitglieder sind – die ihren Jahresbeitrag zahlen, die bereit sind, Zeit und Energie in den Arbeitskampf zu stecken und ggf. in einem gewerkschaftsfeindlichen Umfeld Kolleg*innen und Vorgesetzte gegen sich zu haben.

      Von daher gibt’s eigentlich nur eine logische und ethisch saubere Schlussfolgerung, nämlich mitmachen und selbst Mitglied zu werden!

      Antwort

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