Streikende mit ver.di-Banner in Ulm am 24. September 2020.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst halten den Laden am Laufen. Denn sie sind systemrelevant. In den letzten Monaten wurde daher viel für sie geklatscht. Eine Anerkennung für Menschen, die tagtäglich wichtige Arbeit leisten. Sie beraten, betreuen und unterstützen die Bürger*innen. Oft an vorderster Front. Ob im Gesundheitswesen, in der Ver- und Entsorgung, bei der Bundesagentur für Arbeit oder in den Kitas. Und natürlich tun Anerkennung und Respekt gut. Doch jetzt geht es darum, diese Wertschätzung auch finanziell auszudrücken. Und auf einmal gibt es von den Arbeitgeber*innen nur noch eine Klatsche.

Genau deshalb machen die Beschäftigten nun Druck. Sie streiken. Falls die Streiks im öffentlichen Dienst auch dich treffen und zusätzlich zum Beispiel dein Bus mal einen Tag nicht fährt: Bleib cool! Setz ein entspanntes Lächeln auf und lies hier nach, wieso Solidarität eine echte gute Idee ist.

1. Klatsche statt Klatschen

Beschäftigte des Gesundheitswesens streiken bei der zweiten Verhandlungsrunde TVöD in Potsdam.
© Kay Herschelmann

Eine Pandemie und oben drauf auch noch Streiks im öffentlichen Dienst? Muss echt nicht sein, denkst du so bei dir?! Und jetzt verraten wir dir: Das dachten sich die Gewerkschaften auch. Sie waren bereit, die für den Herbst 2020 geplanten Tarifverhandlungen auf nächstes Jahr zu verschieben. Doch die Arbeitgeber haben das abgelehnt. Aus taktischen Gründen. Das Kalkül: Die Beschäftigten werden mitten in der Pandemie nicht für ihre berechtigten Forderungen kämpfen. Die Chance, möglichst billig bei langer Laufzeit abzuschließen.

Und deshalb laufen aktuell die Tarifverhandlungen für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Doch es kommt noch besser: Die Arbeitgeber wollten zwar verhandeln, aber auch nach zwei Verhandlungsrunden liegt bislang kein Angebot von Bund und Kommunen auf dem Tisch. Und das ist eine eindeutige Botschaft an die Beschäftigten. Von Wertschätzung ist da nichts zu spüren. Und weil die Beschäftigten von solchen Nullnummern die Nase voll haben, kommt ihre Antwort nun aus den Betrieben. Sie streiken und zeigen den Arbeitgebern damit deutlich, dass die sich mit ihrer Taktik verrechnet haben. Hinhalten ist nicht, liebe Arbeitgeber!

2. Gekommen, um zu bleiben?!

Eine Beschäftigte demonstriert mit Mundschutz und Visier.
© Kay Herschelmann

„Einmal öffentlicher Dienst, immer öffentlicher Dienst“ ? Nix da. Diese Zeiten sind lange vorbei. Auch im öffentlichen Dienst haben sich Befristungen breit gemacht. Inzwischen sind rund 60 Prozent der Neu-Einstellungen befristet. Und damit sind die Zeitverträge im öffentlichen Dienst sogar stärker verbreitet als in der freien Wirtschaft. Zukunftsplanung für die Beschäftigten? Kaum möglich! Und für die Beschäftigten in den niedrigen Entgeltgruppen gilt das gleich doppelt. Sie verdienen so wenig, dass sie ihr Gehalt aufstocken oder Nebenjobs annehmen müssen, um ihre Familie zu ernähren. Das muss sich dringend ändern.

Genau deswegen fordert ver.di in der aktuellen Tarifrunde auch die Anhebung der Einkommen um 4,8 Prozent mindestens aber 150 Euro. Dieser Mindestbetrag soll den niedrigeren Einkommensgruppen überproportional zu Gute kommen.

3. Von wegen Traumjob

Portrait einer Streikenden in neonoranger Warnweste in Hamburg.
© Heimken/picture alliance/dpa

Klingt ein bisschen nach bösem Erwachen: Im Vergleich mit der freien Wirtschaft steigen die Gehälter im öffentlichen Dienst deutlich langsamer. Im Klartext heißt das: die Beschäftigten werden unterbezahlt. Kein Wunder also, dass schon heute 300.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst fehlen. Tendenz steigend. Das ergab Anfang des Jahres 2020 eine Umfrage des Deutschen Beamtenbundes (dbb). Die logische Folge des Fachkräftemangels? Stress und Arbeitsverdichtung für die verbleibenden Beschäftigten. Viele sprechen von Überlastung. Schlechte Entlohnung in Kombination mit den belastenden Arbeitsbedingungen, klingt also nicht gerade traumhaft. Dass der öffentliche Dienst für viele Beschäftigte unattraktiv ist: kein Wunder…

PS: Die aktuellen Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst führt ver.di übrigens gemeinsam mit dem dbb und Tarifunion, der GdP, der GEW und der IG BAU. Eines der wichtigsten Ziele: die Entlastung der Beschäftigten.

4. Innerdeutsche Grenze

Protrait eines Streikenden mit Mund-Nase-Bedeckung.
© Weller picture-alliance dpa

Gibt´s nicht mehr! Könnte man meinen. Und rein politisch stimmt´s ja auch. Aber wusstest du, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Kommunen im ehemaligen Osten noch immer weniger verdienen als ihre Kolleg*innen im ehemaligen Westen? Und das 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands! Denn die Beschäftigten im ehemaligen Osten müssen laut Tarifvertrag pro Woche eine Stunde mehr arbeiten. Wir sagen: das geht gar nicht. Und fordern in den Tarifverhandlungen: Diese Ungleichheit der Arbeitszeiten muss endlich beendet werden. Doch die Arbeitgeber wollen das erst 2025 verwirklichen. Genau dagegen gehen die Beschäftigten jetzt auch auf die Straße! Denn das Thema liegt Vielen am Herzen. Das hat eine Umfrage gezeigt, die ver.di vor der Tarifrunde durchgeführt hat, um heraus zu finden, welche Forderungen den Beschäftigten wichtig sind.

5. Echt krank

Streiken mit Abstand auf einer Wiese.
© ver.di

Deutschland ist europäisches Schlusslicht: Im Schnitt muss eine Pflegekraft in unseren Krankenhäusern 10,3 Patient*innen versorgen. In anderen Ländern wie der Schweiz sind es nur 5,5, in Polen 9,3 Patient*innen. Das deutsche Gesundheitswesen wird kaputtgespart. Privatisierung und Profitstreben stehen im Mittelpunkt. Nicht der Mensch. Kostenreduktion wird großgeschrieben. Und das geht am einfachsten und schnellsten, in dem am Personal gespart wird. Dass dieser Sparkurs eine echt schlechte Idee ist, hat die Corona-Krise noch einmal ganz deutlich gezeigt. Denn gute Pflege, ob im Krankenhaus oder Altenpflegeheim, braucht ausreichend Personal. Doch so einfach diese Formel klingt, umgesetzt wird sie von Politik und Arbeitgebern nicht. Oder nur sehr langsam. Die Folge des Personalmangels für die Beschäftigten: Stress und Überarbeitung. Arbeiten am Limit, das ist schon vor der Pandemie Alltag für viele Beschäftigte gewesen. Corona hat die Anforderungen an die Beschäftigten im Gesundheitswesen noch einmal verschärft. Deshalb gibt es in den aktuellen Tarifverhandlungen auch einen eigenen Verhandlungstisch Gesundheitswesen und Pflege. Denn Arbeit darf nicht krank machen.

PS: Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst streiken übrigens gemeinsam für ihre Forderungen in allen Berufsfeldern. Das heißt die Beschäftigten aus der Ver- und Entsorgung stehen auch für die Erzieher*innen aus Kitas und Pfleger*innen in Krankenhäusern auf der Straße und andersherum. Nur falls du dich mal über die eine Berufsgruppe ärgerst, die andere aber super verstehen kannst…

Wenn du mehr zur Tarifrunde erfahren willst, schau mal hier vorbei.

26 thoughts on “5 Fakten, bevor du dich über Streiks im öffentlichen Dienst aufregst

  • 28. September 2020 um 15:54
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    Danke Verdi!
    Ich arbeite gern und engagiert im Bereich der Weiterbildung in kommunaler Trägerschaft- und nur durch die gewerkschaftlichen Tarifverhandlungen haben sich auch unsere Gehälter einigermaßen entwickelt.

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    • 29. September 2020 um 7:14
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      Die Forderungen der Gewerkschaft sind rücksichtsvoll an die Krise angepasst. Von Wertschätzung ist nichts mehr zu spüren. Öffnungszeiten von 11,5 Stunden über 100 Kinder und ein sich chronisch durchziehender Personalmangel. Willkommen im Kitachaos. Lasst nicht locker, wir sind gern dabei.

      Antwort
  • 28. September 2020 um 16:39
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    Noch zwei Argumente:
    1. „GANZ Deutschland ist im Krisenmodus, da muß JEDER zurückstecken“? Falsch. Der DGB veröffentlicht fast wöchentlich Meldungen über erfolgreiche Tarifabschlüsse.

    2. Viele Pflegekräfte reduzieren ihre Arbeitszeit, weil sie den Druck nicht mehr aushalten, und finanzieren ihre Entlastung quasi aus eigener Tasche.

    Antwort
    • 29. September 2020 um 10:53
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      Auch in Bereichen der Verwaltung wie den Sozialen Diensten reduzieren Beschäftigte auf eigene Kosten ihre Arbeitszeit, um die Belastungen -u.a. Durch Fachkräftemangel einigermaßen für sich persönlich zu kompensieren. Beratung u Unterstützung von hilfesuchenden BürgerInnen ist systemrelevant u wird gewährleistet, aber noch nicht ausreichend wertgeschätzt.

      Antwort
    • 29. September 2020 um 22:51
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      Und diese erfolgreichen Tarifabschlüsse führen nicht zu hohen Belastungen der Kunden? Die muss unter allen Umständen vermiedcen werden.

      Antwort
  • 28. September 2020 um 18:50
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    Streik schön und gut.2 Fragen habe ich ?:Ich habe kein Auto,keine S-Bahn und keine Fahrgemeinschaft vor der Tür.Bezahlt ihr mir das Taxi wenn ich eins bekomme?Reißt euch mal den Hintern für die Pflegekräfte auf.

    Antwort
    • 29. September 2020 um 11:52
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      Siehe letzter Absatz:
      „PS: Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst streiken übrigens gemeinsam für ihre Forderungen in allen Berufsfeldern. Das heißt die Beschäftigten aus der Ver- und Entsorgung stehen auch für die Erzieher*innen aus Kitas und Pfleger*innen in Krankenhäusern auf der Straße und andersherum. Nur falls du dich mal über die eine Berufsgruppe ärgerst, die andere aber super verstehen kannst… “
      Es ist fatal, Gruppen gegeneinander auszuspielen.

      Antwort
    • 29. September 2020 um 12:00
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      Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streiken gemeinsam. Das heißt, Müllwerker streiken für Kitaerzieherinnen, der öffentliche Nahverkehr für Pflegekräfte und umgekehrt.

      Antwort
  • 28. September 2020 um 21:56
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    Arbeitgeber wollen wenn nur die „Pflegekräfte am Bett“ eine kleine Erhöhung zubilligen.Daß aber viele Pflegekräfte 55+ nicht mehr „am Bett“ arbeiten, da sie bereits Krank geworden sind, Schwerbehindert sind und ihre Knochen und Psyche bereits auf Grund der schlechten Arbeitsbedingungen nicht mehr am Bett einsetzen können, interessiert niemanden.Diese Krankenpflegekräfte haben es sich wohl erst recht verdient, auch von einer merklichen Lohnerhöhung zu profitieren.
    Es gibt KEINE Nachwuchskräfte, wenn sich nicht endlich etwas grundlegend verbessert.Dazu gehört auch ein Gehalt bzw. ein Verdienst der den Namen Verdient.( wie es im öffentlichen Dienst mal hieß)

    Antwort
  • 29. September 2020 um 1:52
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    Ich habe wegen Corona meine Arbeit verloren und habe keinen Anspruch auf Hartz IV und auch nicht auf arbeitslosen Geld, mußte sogar einige Monate meine Krankenkasse selbst bezahlen, sonst hätte ich keine gehabt. Habe eine Stelle bei einer Leiharbeiter Firma annehmen müssen, damit ich wieder über Arbeitgeber versichert bin. Nun muß ich wegen eurem streik mit dem Taxi in die Arbeit fahren, da ich die Stelle nicht verlieren darf, Taxi kosten sind 50 Euro, die ich mir nicht leisten kann. Nun muß ich mich noch mehr einschränken. Ich finde das der Streik unpaßent ist, in der Zeit wo viele wegen Corona arbeitslos geworden sind und viele noch die Stelle verlieren werden

    Antwort
    • 29. September 2020 um 20:06
      Permalink

      Beschwer dich bitte hier:

      https://www.hansestadtlueneburg.de/desktopdefault.aspx/tabid-8538/989_read-7263

      Die Arbeitgeber lehnen eine ernsthafte Verhandlung ab.

      Tritt in eine Gewerkschaft ein, organisier dich! Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen für dich! Deine Arbeitsbedingungen werden aber nicht dadurch besser, dass du schlechtere Bedingungen für andere forderst. Im Gegenteil, damit drehst du die Schraube weiter runter und am Ende wird es dann wieder dich treffen.

      Antwort
    • 30. September 2020 um 9:44
      Permalink

      Anspruch auf Hartz 4 hat jeder. Ausser er lebt in einer Bedarfsgemeinschaft und der Ehepartner hat genügend Einkommen um den Lebensunterhalt zu sichern oder es ist Vermögen da. Vll hätte man auch mit der Zeitarbeitsfirma das besprechen können das man kein Auto hat und die Arbeitsstelle so weit weg ist oder eine Fahrgemeinschaft bilden? Man hatte genügend Zeit sich vorzubereiten

      Antwort
    • 29. Oktober 2020 um 22:09
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      Schon heftig das wir in Zeiten von Pandemie und Kriese den Ländern und Kommunen noch mehr Geld aus der Tasche ziehen. Wer hat den einen Kriese sicheren Job?
      Wohl nicht der Kellner von neben an. Es sollte jeder an das große denken und nicht nur an sich selbst um einen paar Cent mehr in der Tasche zu haben.
      Wie soll der Bund/Land /Kommunen die Mehrkosten in Zukunft tragen ohne neue Schulden machen zu müssen, stellen abzubauen oder neue Gebühren zu Fordern. Es ist ja bekannt daß unsere Kommunen massiv mit einem Einkommen Verlust in den nächsten Jahren zu kämpfen haben.
      Somit finde ich es unverhältnismäßig fast 5 % mehr Lohn in einem Jahr zu Fordern und jedes Angebot als katastrophal zu kennzeichnen.
      Lohn Erhöhung ja wenn es auch geleistet werden kann.

      Antwort
  • 29. September 2020 um 2:49
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    Ihr habt es nach 30 Jahren nicht geschafft den Osten an den Westtarif anzugleichen und ihr schafft es nie, egal ob ihr õtv heißt oder Verdi. Deshalb verliert ihr ständig Mitglieder.

    Antwort
  • 29. September 2020 um 7:09
    Permalink

    Ich bin selber seit 32 Jahren im öffentlichen Dienst und Lohnverhandlungen und Erhöhungen sind sicherlich angebracht.
    Wenn ich aber die trommelnden und pfeifenden „Kolleginnen und Kollegen“ sehe, schäme ich mich.
    Nach BHO und LHO bin ich als Landes- oder auch Bundesbediensteter der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit unterworfen.
    Die Zeiten der mangelhaften Arbeitsplatzbedingungen, Sklaverei etc. sind vorbei.
    Die Gewerkschaften werkschaften nur auf Ihren eigenen Profit hin.
    Tarifgespräche können auch kostenneutral zum Ziel führen!
    Ich für meinen Teil distanziere mich jedenfalls von diesen pöbelnden Streikmassen!

    Antwort
    • 29. September 2020 um 15:45
      Permalink

      Mangelhafte Arbeitsbedingungen und Sklaverei sind vorbei? Kann ich nicht bestätigen. Bitte nicht von ihrem Dienstbereich auf andere schließen! Grüße aus einem kommunalen Pflegeheim.

      Antwort
  • 29. September 2020 um 9:30
    Permalink

    Und ich denke das ein Streik gar nichts bringt. Es trifft immer die, so wie mich, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Da ein Auto finanziell nicht zu stämmen wäre. Und da bin ich sicher nicht allein. Natürlich habe ich Verständnis das man mehr verdienen möchte. Wer will das nicht. Ich arbeite in einer Branche wo der Mindestlohn bei 11,90€ liegt. Deswegen finde ich es nicht gut, das die Arbeit niedergelegt wird. In dieser Zeit. Denn nicht nur eure Berufe sind Systemrelevant. Was macht ihr ohne Putzfrau, Klempner, Bäcker, Elektriker usw. Ich will Mal sehen wie Ihr z.B ein Tag ohne Strom oder Wasser zurechtkommt. Das ist nämlich auch zum Leben notwendig. Also denkt nicht nur an euch, sondern auch an die, die es betrifft. Und das sind nicht die Arbeitgeber. Denen ist doch egal ob ihr streikt oder nicht. Denn die sind auf Eure Dienste nicht angewiesen.
    Von einem Handwerker!

    Antwort
    • 29. September 2020 um 20:05
      Permalink

      Beschwer dich bitte hier:

      https://www.hansestadtlueneburg.de/desktopdefault.aspx/tabid-8538/989_read-7263

      Die Arbeitgeber lehnen eine ernsthafte Verhandlung ab.

      Tritt in eine Gewerkschaft ein, organisier dich! Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen für dich! Deine Arbeitsbedingungen werden aber nicht dadurch besser, dass du schlechtere Bedingungen für andere forderst. Im Gegenteil, damit drehst du die Schraube weiter runter und am Ende wird es dann wieder dich treffen.

      Antwort
  • 29. September 2020 um 18:13
    Permalink

    Die Kitas gehen personell auf dem Zahnfleisch, ich würde meine eigenen Kinder da nicht reinstecken. Die lustig-kunterbunte-Kitatraumwelt gibt es nicht und die Eltern reden sich alles nur schön. Und motzen dann wenn es nicht wie gewünscht läuft (durch Personalmangel). Langsam kracht das System ein und es wird noch schlimmer mit jedem Jahr (bereits jetzt fehlen tausende Erzieher und dann wollen u.a. Neubaugebiete immer einen „Ausbau der Kitaplätze“ – das geht nur, wenn dann alle Kitas im Land um 13 Uhr schließen). Im Lockdown haben wir durchgearbeitet, wir haben keinen Schutz vor Infektionen, selbst wenn man kranke Kinder nach Hause schickt wird noch diskutiert. Die zusätzliche Belastung durch Vorgaben, meckenden Eltern, Rahmenhygieneplänen wird weder entlohnt noch personell abgedeckt. Erzieher sind die neuen Sklaven unserer Gesellschaft. Da sollte es jeder aushalten, dass mal ein paar Tage gestreikt wird (Btw: Gestreikt wird, wenn von Arbeitgeberseite kein Entgegenkommen signalisiert wird. Alle die sich beschweren, wenden sich bitte direkt an dieses Stellen. Danke)

    Antwort
    • 1. Oktober 2020 um 15:24
      Permalink

      Ja. Genauso ist es. Von den 18 Pflegekräften unserer Station sind nur fünf vollzeitbeschäftigt. Bis vor kurzem waren es sogar nur drei, aber durch die Corona-Änderungen dürfen jetzt mehr Pflegekräfte eingestellt werden, die bisherige strenge Deckelung ist weggefallen). Von den Vollzeitkräften sind nur die Stationsleitung und die mit Schreibtisch- und Organisationsarbeiten betraute Pflegekraft “ältere Semester“, die anderen drei sind Anfang/Mitte 20. Die Teilzeitkolleginnen, deren Kinder schon erwachsen sind (das sind die meisten), oder die gar keine haben, sagen: “Vollzeit pack‘ ich nicht mehr! Dazu ist die Arbeit zu anstrengend! Könnte ich nicht mehr machen!“ Deshalb muss das Gehalt der Ehemänner herhalten, um den Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Und die Männer als Pflegekräfte? Bei uns: null. Auf allen Pflegestationen zusammen: zwei.

      Antwort
  • 30. September 2020 um 0:12
    Permalink

    Was ist mit reinigungskräfte im öffentlichen Dienst,Desinfizieren, putzen, die ganze Desinfektionsmittel einatmen und und…Da hört man nichts, kein Dankeschön gar nichts, wie immer putz Kräfte sind nicht geschätzt

    Antwort
  • 30. September 2020 um 5:49
    Permalink

    Und was bringt das wenn sich Firmen nicht danach halten, nach Tarif zu zahlen.Es wird von Verdi nicht kontrolliert.

    Antwort
  • 30. September 2020 um 10:37
    Permalink

    Das Problem liegt ja gar nicht der Streik, sondern in den Flankierenden Regeln.
    Stellen Sie sich vor, sie kaufen jeden Montag im Supermarkt Reweka für 100€ ein. Nun sind die Tarifverhandlungen zwischen Reweka und ihren Mitarbeitern festgefahren und es kommt an einem Montag zum Streik. Sie können also diese Woche nicht bei Reweka einkaufen. Jetzt erdreistet sich Reweka aber, ihnen ohne Gegenleistung trotzdem die 100€ abzuknöpfen, die Sie dort auch sonst jeden Montag ausgeben. Sie würden sich — zurecht — verarscht vorkommen.

    Genau so funktionieren aber Streiks im öffentlichen Dienst: Abfallgebühren, monatliche Ticketkosten, all das fällt weiter an. Fahrgastrechte werden sogar explizit ausgesetzt.
    Dem gegenüber stehen eingesparte Fahrzeugkilometer und Personalkosten.
    Damit triff der Streik weniger die Arbeitgeber als die Bürger*innen. Je weniger ein Streik die Arbeitgeber trifft, um so längere Streiks sind wiederum nötig, um akzeptable Tarifabschlüsse zu erzielen. Das trifft nochmals die Bürger*innen.

    Solange es erlaubt oder sogar vorgesehen ist, die Kosten des Arbeitskampfes auf unbeteiligte abzuwälzen, wird sich an der Ungerechtigkeit von Streiks im öffentlichen Dienst nichts ändern.

    Daran können aber Gewerkschaften nichts, und Arbeitgeber nur wenig ändern. Hier ist der Gesetzgeber gefragt.

    Antwort
    • 1. Oktober 2020 um 5:37
      Permalink

      Vor allem geht es nicht nur um die weiter anfallenden Kosten. Für viele Arbeitnehmer geht es auch um ihre Jobs. ÖPNV streikt für x% mehr Lohn, tausende andere Arbeitnehmer verlieren ihre Jobs, weil sie nicht zur Arbeit kommen können. Zeitarbeiter können nicht mal ebend 200€ pro Streiktage für Taxi ausgeben. Soviel kostet es von Lünen nach Essen und zurück.

      Ich zum Beispiel bin sogar noch in der Probezeit. Den Streik von Dienstag muss ich nun nacharbeiten, weil Urlaubstage 14 Tage im Voraus angemeldet werden müssen und ich somit keinen bekam. Melden die Gewerkschaften ihre Streiks mind. 14 Tage vorher an? Nein.
      Streikt der ÖPNV jetzt erneut, kostet mich das meinen Job.

      Arbeitnehmer sollten dahin gehend geschützt werden.

      Antwort
  • 22. Oktober 2020 um 7:33
    Permalink

    Ein Streik für bessere Arbeitsbedingungen finde ich gut. Allerdings zeigt doch schon die derzeitige Situation, dass dies selbst nach Abschluss überhaupt nicht kontrollierbar/durchsetzbar ist.
    Ich als MFA im öffentlichen Dienst fühle mich auch ausgebeutet.Schon vorher waren wir personell am Limit und müssten bei jeder Vertragsverlängerung zusätzlich zur belastenden Arbeit um Verlängerung der Stunden kämpfen, da diese gestrichen werden sollen. Mit Corona, dem ganzen zusätzlichen bürokratischen Aufwand, den Abstrichen und mittlerweile ambulant wieder normaler Einbestellung, ist das nicht mehr zu schaffen. Überlastungsanzeige gestellt.. nix passiert. Im Gegensatz: wir sollen noch mehr Arbeit zusätzlich mit diesen absolut unsicheren und damit sinnfreien Schnelltests übernehmen. Ein Leben neben der Arbeit existiert nicht mehr… und wofür das? Vom Arbeitgeber kann man Dank oder Wertschätzung nicht erwarten, da wird bis ins Grab nur gefordert… alles nur für das Wohl der Patienten, die nix dafür können. Wobei langsam frage ich mich wirklich, ob es mir das noch Wert ist. Langfristig wird mein Leben nicht im öffentlichen Dienst sein. Im Gegenteil: im wirtschaftlichen bezahlen die Ärzte mittlerweile fast genauso viel, wie im öffentlichen Dienst und da hab ich keine Knebelregelung mit Mehrarbeit, Wochenenddienst und Schichtdienst. Gerade das ist es, was den Mitarbeitern das Gefühl von Sklaverei gibt.

    Antwort
  • 23. Oktober 2020 um 15:54
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    Stimme vielen Argumenten der Verdi zu, Daumen hoch, aber… Aber es gibt auch mehr als genug Arbeiter /Angestellte, die träumen von den Euren jetzigen Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Tut doch bitte nicht so, als wären „nur“ Eure Leute schlecht bezahlt, und Nahe dem Hungertod. Vielen Leuten geht es so, u. in den letzten Jahren hat inzwischen fast jeder einen Nebenjob, weil das Leben einfach teuer geworden ist. Fragt mal vorallem die Leihfirmen Arbeiter…

    Und Eure Streiks treffen nicht die großen Chefs, sondern nur UNS BÜRGER, ohne Fahrzeug, und machen uns dann den Lebensalltag noch schwerer. Meine Kinder & ich dürfen JEDESMAL zu Fuß in die Schule / Arbeit laufen… Bei schlechten Wetter eine Freude 🙁
    Oder sponsort verdi dann UNS derweil ein Sammeltaxi? Das Geld von dem Fahrschein Abo bucht die Stadtwerke ja trotzdem pünktlich und ohne „Streikausfall“ ab! Und ändert sich bis jetzt was, erfüllt sich Euer Wunsch? Nein.. Und was zeigt uns das? Falsche Taktik.
    Der brave Bürger doppelt belastet, der Chef lacht u. spart doppelt (Fahrzeuge bleiben in der Garage, u. kriegt trotzdem Kohle!)
    Nebenher Kündigungen bzw Stellenkürzungen sogar, weil ja alles bestens auch ohne Hans, Franz, Josef.. funktioniert.
    Die Kündigung wegen zu spät oder Nichterscheinen am Arbeitsplatz, während der Probezeit vom Hr. Normalo wg EUREM STREIK nicht dazu gerechnet!

    Macht es doch sowie in Japan : STATT sinnfreiem Streik, arbeitet, fährt die Kunden kostenlos an ihr Ziel, d.h. kein Fahrschein Verkauf, kostenlos ! Da trifft Ihr dann die Richtigen mitten ins Herz, und schaut mal wie schnell dann DIE CHEFS am Tisch sitzen u. verhandeln wollen 🙂

    Jedenfalls jetzt, mitten in der Corona-Pandemie, wo „der Selbständige“ jeden Morgen von Shotdown & Insolvenz Alpträumen gequält unsicher seinen Laden aufschließt, BRAUCHEN WIR keinen zusätzlichen Stress wg Euren Streiks! Appell an die Vernunft & Solidarität

    Antwort

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