20 Jahre ver.di! Oder ausgeschrieben: zwei Jahrzehnte Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft! Aber ganz egal, ob kurz oder lang, dieses Jahr ist es an der Zeit für ordentlich Konfetti. Denn was einmal als das größte StartUp Deutschlands an den Start ging, ist inzwischen die zweitgrößte Gewerkschaft mit fast zwei Millionen Mitgliedern. Fünf der wichtigsten ver.di-Meilensteine stellen wir Dir hier vor. Und schicken eines direkt vorweg: einfach war diese Auswahl nicht. Denn Gründe zum Feiern gibt es im Jubiläums-Jahr mindestens genauso viele, wie ver.di-Mitglieder. Am 19. März 2021 kannst du deshalb live dabei sein, wenn wir auf 20 Jahre Gewerkschaftsleben in ver.di zurückblicken und über die Zukunft unserer Gewerkschaft diskutieren!
Verdammt starker Zusammenschluss
Das wichtigste Datum überhaupt: der 19. März 2001. Denn an diesem Tag wird ver.di gegründet. Fünf Einzelgewerkschaften schließen sich zusammen. Ihr Ziel: Gemeinsam „mehr bewegen“. So lautet dann auch gleich das Motto des ver.di-Gründungskongresses. Und obwohl es ein organisatorischer Kraftakt sondergleichen ist: die Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft steht unter guten Vorzeichen. Denn der Zusammenschluss ist die größte Fusion in der deutschen Gewerkschaftsgeschichte überhaupt. Möglich machen das die DAG, die DPG, die HBV, die IG Medien und die ÖTV. In der neuen „Riesengewerkschaft“ bündeln sie ihre Kräfte. Und auf einen kompetenten Vorsitzenden einigen sich die Delegierten beim ver.di-Gründungskongress auch gleich: Frank Bsirske. Ganze 18 Jahre hat er das Amt ausgefüllt. Aber weil natürlich auch Gewerkschafts-Vorsitzende irgendwann mal in Rente gehen dürfen, wählen die Delegierten des fünften ver.di-Bundeskongresses im September 2019 Frank Werneke zum neuen ver.di-Vorsitzenden.
Und hier nochmal Gründungsgewerkschaften von ver.di mit vollem Namen:
DAG – Deutsche Angestellten-Gewerkschaft
DPG – Deutsche Postgewerkschaft
HBV – Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
IG Medien – Industriegewerkschaft Medien: Druck und Papier, Publizistik und Kunst
ÖTV – Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Auf die Ausdauer kommt es an…!
Für den allgemeinen, flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn hat ver.di unermüdlichen Einsatz gezeigt. Und zwar über ein Jahrzehnt. Belohnt wird diese Beharrlichkeit dann am 1. Januar 2015. Und wir können sagen: Die Einführung des Mindestlohns ist ein historischer Erfolg der Gewerkschaften. Denn der Mindestlohn hat die Einkommenssituation von Millionen Menschen in Deutschland verbessert. Insgesamt vier Mal ist der Mindestlohn seit 2015 gestiegen. Und es geht weiter. Im Vergleich zum Einführungsjahr 2015 wird sich der Mindestlohn bis zum zweiten Halbjahr 2022 um fast 23 Prozent erhöhen.
Den ersten Schritt Richtung Mindestlohn gehen die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) übrigens im Jahr 2004. Sie einigen sich auf eine gemeinsame Linie zum Mindestlohn. Mit der Gründung der Initiative Mindestlohn im Jahr 2006 machen ver.di und die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn bundesweit bekannt. Und auch wenn es unwahrscheinlich klingt: Die vielen kleinen und großen Schritte auf dem langen Weg bis zum heutigen Mindestlohn findest du hier kurz, knapp und übersichtlich zusammengefasst.
Das nennen wir Einsatz
Weiter geht´s mit dem nächsten Superlativ: Dem längsten Streik im öffentlichen Dienst Deutschlands. 16 Wochen ziehen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder ihren Arbeitskampf im Jahr 2006 durch. Im Klartext heißt das: Sie gehen gegen eine Verlängerung ihrer Arbeitszeit auf die Straße. Ganze vier Monate lang. Gemeinsam mit ver.di. Im Mai 2006 nehmen dann beide Tarifparteien das Verhandlungsergebnis an. Und zum ersten Mal überhaupt unterschreiben sie den TVL, den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder. Eine weitere Premiere: Schon im Oktober 2005 tritt der TVöD, der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (in Bund und Kommunen), zum ersten Mal in Kraft. Gemeinsam lösen TVöD und TVL den BAT ab. Und für alle, die nicht so fest im Abkürzungs-Sattel sitzen: Der BAT war der Bundesangestellten-Tarifvertrag, der seit 1961 galt. Dieser Wechsel im Tarifgefüge ist übrigens richtungsweisend. „Damit haben wir das Tarifrecht im öffentlichen Dienst zukunftsfest gemacht“, lautet dann auch das Fazit des damaligen ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske.
Auf den Weg in die Zukunft machen sich 2009 auch die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst (SuE). Und zwar mit der ver.di-Kampagne „Chancen fördern – Anerkennung fordern“. Oberstes Ziel: Die Aufwertung der SuE-Berufe. Mit wochenlangen Streiks und Großdemonstrationen erreichen die Beschäftigten viel Aufmerksamkeit. Auf einer zentralen Kundgebung in Köln kommen sogar über 30.000 Beschäftigte aus ganz Deutschland zusammen. Neben der Aufwertung geht es ihnen auch um einen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Mit von der Partie: prominente Unterstützer*innen. An der Seite der Beschäftigten stehen neben ver.di auch die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), Franz Müntefering (SPD), Renate Künast (Grüne) und Gregor Gysi (Linke). Und weil bei Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Wertschätzung natürlich immer Luft nach oben ist, geht die Bewegung für Aufwertung aktuell mit dem Motto „Mehr braucht mehr“ weiter.
Billig – aber zu welchem Preis?!
ver.di deckt auf: Bespitzelung von Beschäftigten, gnadenlose Arbeitshetze, unbezahlte Mehrarbeit, Lohndumping, Union Busting und die Verhinderung von Betriebsräten. All das und noch viel mehr belegt das Schwarzbuch Lidl im Jahr 2004. Beim Discounter Lidl, der zum Handelskonzern Schwarz gehört, herrscht ein Klima der Angst. Und das nicht nur in Deutschland. Genau deshalb legt ver.di im Jahr 2006 nach. Mit dem Schwarzbuch Lidl Europa veröffentlicht ver.di weitere brisante Fakten über den Lebensmitteldiscounter. Aber natürlich geht es um mehr als nur darum Missstände aufzudecken. Das Schwarzbuch macht auch Mut, denn es liefert Beispiele. Beispiele von Beschäftigten in anderen Ländern, die Lidl gemeinsam zum Einlenken gezwungen haben. Auch in Deutschland gründen die Beschäftigten mit Unterstützung von ver.di Betriebsräte. Erfolgreich wehren sie sich damit gegen die autoritäre Unternehmenskultur ihres Arbeitgebers.
Doch Lidl ist nicht das einzige „schwarze Schaf“ in der Riege der Billig-Anbieter, bei dem ver.di erfolgreich für die Rechte der Arbeitnehmer*innen gekämpft hat. Einen ähnlich rabiaten Umgang wie Lidl pflegt auch die Fluggesellschaft Ryanair mit ihren Beschäftigten. Einschüchterungen gehören zum Arbeitsalltag, Mitbestimmung leider nicht. Bis ver.di gemeinsam mit den Beschäftigten ordentlich Druck macht. Seit 2018 gibt es jetzt nicht nur die Betriebsratsgarantie der Bundesregierung für fliegendes Personal, seit 2019 gilt auch der erste Tarifvertrag für die in Deutschland angestellten Beschäftigten von Ryanair. Da bleibt uns nur zu sagen: Now we´re ready for take off!
Neue Wege gehen
Von wegen: Gewerkschaften sind grau und verstaubt. ver.di blickt nach vorne. Richtung Zukunft. Und geht dabei innovative Wege. Zum Beispiel mit der Deutschen Post AG und dem Generationenvertrag von 2011. Das Tarifmodell zu altersgerechtem Arbeiten gibt es immer noch. Und es wird ständig von ver.di weiterentwickelt und verbessert. Das Grundprinzip aber bleibt: Der Generationenvertrag ist eine Art Sammelkonto für Arbeitszeit. Darauf „zahlen“ die Beschäftigten Arbeitsstunden ein. Und zwar nach vorher festgelegten Regeln. Diese Arbeitszeit können die Beschäftigten dann für einen früheren Renteneintritt, Teilzeitarbeit bei vollem Gehalt oder aber für ein Sabbatical nutzen.
Noch neuer und moderner ist die sogenannte Entlastungszeit bei der Deutschen Post AG. Das erste Mal konnten Beschäftigte sie für das Jahr 2019 beantragen. Mit dem Antrag auf Entlastungszeit werden Tariferhöhungen statt in mehr Geld in zusätzliche freie Zeit umgewandelt. Zeit oder Geld? Das ist bei diesem Modell also die Frage. Hier mal eine kleine Beispielrechnung als Entscheidungshilfe: Bei der Deutschen Post AG entspricht ein Prozent der Jahresarbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigung 20,09 Stunden. Bei einer Tariferhöhung um drei Prozent ergibt sich so also eine Entlastungszeit von 60,27 Stunden. Ein Modell, das ruhig Schule machen darf, finden wir.
Du willst noch mehr? Mehr Highlights, Videos und O-Töne aus 20 Jahren ver.di? Dann schau unbedingt mal hier vorbei!
Nicht der 19 März 2001 war der wichtigste Tag an dem Verdi gegründet wurde, sondern die 2 Jahre davor! Die Sondierungsgespräche und Verhandlungen der einzelnen Gewerkschaften waren hart! Jede Gewerkschaft hatte Besonderheiten und wollte darauf nicht verzichten (verständlich, sie hatten ja dafür gekämpft). Auch heute noch haben diese Einzelgewerkschaften noch ihre Ansprüche! Man nehme nur mal die Gesundheitseinrichtungen „gleiche Arbeit – gleicher Lohn“ gibt es nicht: die Kliniken Land haben viel höhere Löhne als die Kliniken vom Bund und die Privathäuser stehen ganz aussen vor.
Pflegeeinrichtungen werden noch niedriger eingestuft! Hilfskräfte erledigen meistens die gleiche Arbeit! Wobei „Hilfskräfte“ nicht alle gleich sind! Es gibt auch „1 jährige“, die ein Staatsexamen abgelegt haben (kein Diplom wie die 3 jährigen)! Ich könnte gerade so weiter machen, die Unterschiede sind gross! Verdi hat es nicht geschaft eine grundlegende Einigung zu zu verfassen!
Ich war bei der Gründung und den Verhandlungen dabei wie viele andere auch, die nie erwähnt werden.