Katharina arbeitet als Pflegekraft in einer Rettungsstelle und streikt mit der Berliner Krankenhausbewegung seit mittlerweile vier Wochen. Zuvor hatten Beschäftigte der Berliner Krankenhausbetreiber Vivantes und Charité ihren Arbeitgebern als auch dem Berliner Senat ein 100-tägiges Ultimatum gestellt. Das gemeinsame Ziel: eine sofortige Umkehr in der Gesundheitsversorgung und bei den Arbeitsbedingungen in den Berliner Krankenhäusern!

Die Beschäftigten fordern eine bedarfsorientierte Personalbemessung und die Bezahlung nach TVöD – auch für die Beschäftigten in den schlechter entlohnten Ausgliederungen. Aber auch nach vier Wochen Streik und öffentlichem Druck hat sich seitens der Politik und Arbeitgebern nicht viel getan.

Katharina ist wütend und setzt gleichzeitig auf EURE Solidarität! In ihrem sehr persönlichem Aufruf schildert sie eindringlich ihre aktuelle Arbeitssituation und warum Streik für sie aktuell die einzige Option und Hoffnung auf eine echte Veränderung ist.

Hier ihr Appell:

Unsere Arbeit im Krankenhaus ist moralisch verletzend – jeden Tag!

Wir haben keinen Bock mehr…

… 30+ Patient*innen gleichzeitig zu betreuen … ALLEIN
… Patient*innen stundenlang in ihren Exkrementen liegen zu lassen
… Patient*innen mit Schmerzen ewig ohne Schmerzmittel zu lassen
… Gespräche abzuwürgen, weil wir keine Zeit dafür haben
… sterbende Patient*innen unbegleitet zu lassen
… auf Angehörigengespräche zwischen Tür und Angel
… unseren Job unter menschenunwürdigen Bedingungen zu machen!!!

Wenn man permanent hinter seinen eigenen Wertvorstellungen zurückbleibt, nennt man das moralische Verletzung. Diese steht bei uns in der Pflege im Allgemeinen und in der Notfallversorgung im Speziellen auf der Tagesordnung.

Was keinen Gewinn bringt, wird kaputt gespart – auch die Rettungsstelle

Dass die Notaufnahmen in Krankenhäusern kein gewinnbringendes Geschäft sind (wir operieren ja nicht!), bekommen wir täglich am eigenen Leib zu spüren. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Stellenplanung nicht auf Kante genäht ist, an dem wir nicht unserer eigenen Vorstellung von adäquater Patient*innenversorgung hinterherrennen, an dem wir nicht eine*n Patient*in, eine*n Kolleg*in oder uns selbst enttäuschen.

Dafür gibt es immer öfter Tage, an denen wir am liebsten vor Wut alles hinschmeißen würden. Da das Personal in Notaufnahmen anders abgerechnet wird und wir – wie gesagt – eher ein Verlustgeschäft für die Kliniken sind, wird hier natürlich besonders an den „human resources“ gespart.

Auch Christoph arbeitet ebenfalls in der Rettungsstelle und hat „die Schnauze voll von einer Pflege, die Pflegerkräfte und Patient*innen krank macht“.

Deswegen werden jetzt zum ersten Mal in Berlin auch Notaufnahmen bestreikt. Seit über 4 Wochen. Seit über 4 Wochen fahren wir personaltechnisch an der absoluten Kotzgrenze. Durch den Druck von oben wird trotzdem sichergestellt, dass die Patient*innen in gewohntem Umfang in unsere ZNA gebracht werden und wir versorgen natürlich jede*n nach bestem Wissen und Gewissen. Die Notdienstvereinbarung stellt die Patient*innenversorgung sicher. Sie orientiert sich an einer Besetzung, in der wir auch ohne Streik oft arbeiten müssen.

Wir brauchen EURE Solidarität!

Das alles schlaucht – die Verhandlungen kommen im Schneckentempo voran, man will uns verhungern lassen, aber das macht uns nur noch wütender – wir lassen uns nicht unterkriegen. Deswegen brauchen wir jetzt DEINE Hilfe.

Hilf uns, indem Du das Video in diesem Beitrag auf allen Kanälen unter dem Hashtag #berlinwerpflegtdich teilst. Sag Deinen Freund*innen /Bekannten/ Familie Bescheid, es gibt immer noch viel zu viele, die nicht wissen, was abgeht.

Und am allerwichtigsten: Berliner*innen, unterstützt uns am Samstag, dem 9.10. ab 12:00 Uhr ab Hermannplatz bei unserer großen Demonstration. Wenn jede*r von Euch nur 3 Menschen mitbringt, wird das ein Riesending!

Wir von der Berliner Krankenhausbewegung freuen uns auf Dich!

Und: Es ist nicht der Streik, der die Patient*innen gefährdet, es ist der Alltag in den Berliner Kliniken, der die Patient*innen gefährdet.

Ihr wollt ebenfalls in der Berliner Krankenhausbewegung aktiv werden? – Hier gehts lang!

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