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Bitter, aber wahr im Frühjahr 2022

Gestern Morgen startete die dritte Runde der Tarifverhandlungen für den Sozial und Erziehungsdienst. Die Corona-Zahlen sinken – und deshalb war es endlich wieder möglich, dass um die 1000 Kolleg*innen aus Berlin und Brandenburg sowie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die im Übrigen von ihren Trillerpfeifen regen Gebrauch machten, in einem großen Demozug Richtung Kongresshotel in Potsdam zogen, wo die Verhandlungen stattfinden.

Höhepunkt für die Kolleg*innen war die Kundgebung in der unmittelbaren Nähe des Hotels. Die Stimmung war energiegeladen und kämpferisch – das Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität überwältigend. Alle gemeinsam für Entlastung und Anerkennung.

Genauso bitter, genauso wahr

Diese tolle Atmosphäre spiegelte sich dann auch in den kraftvollen Redebeiträgen wider. Hier klicken und die ganze Veranstaltung noch mal ansehen. Wir haben für euch die besten Statements aus den Redebeiträgen unserer beiden Verhandlungsführer*innen herausgesucht und zeigen die schönsten Schilder der Kolleg*innen.

Frank Werneke, ver.di-Vorsitzender und Verhandlungsführer: „Wenn es notwendig ist, dann führen wir den Arbeitskampf weiter!“
  • Gratulation für alle, die bei den Streiks mitgemacht haben. Das gibt uns Kraft für diese Woche. 
  • Sehr viele von euch sind absolut am Limit. Und trotzdem macht ihr jeden Tag euren Job, mit Anstand, mit Engagement. Und darauf können wir stolz sein.
Falsch rum, dafür intensiv: Der Schlüssel passt nicht
  • Es gibt nichts, was systemrelevanter ist als Gesundheitswesen und Soziale Arbeit. Das macht selbstbewusst. Und deshalb sind wir nicht hierher nach Potsdam gekommen, um uns mit warmen Worten abspeisen zu lassen. 
  • Wir wollen in dieser Tarifrunde Lösungen sehen und nicht ein Versprechen auf irgendwann. 
Erzieher*innen on fire: kreative Höchstleistung, weil es ernst ist
  • Wir wollen, dass Tätigkeiten und Berufe, in denen überwiegend Frauen bezahlt werden, nicht schlechter bezahlt werden als welche, in denen überwiegend Männer arbeiten. Das ist eine ganz konkrete Tarifrunde zur Herstellung von mehr Gerechtigkeit in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern. Auch das ist unser Ziel. 
  • Ich bin mir ganz sicher: Die Streikbewegung heute und in den letzten Tagen ist natürlich [von den Arbeitgebern] registriert worden. 
Hier gefiel uns besonders die Pose
  • Wenn es zu keinen Ergebnissen kommt, die wirklich für uns tragbar sind […], dann sage ich: Wir sind vor nichts bange. Wenn es notwendig ist, dann führen wir den Arbeitskampf weiter. Bauen noch mehr Druck auf. Einknicken ist nicht in der Tarifpolitik.
Christine Behle, stellv. ver.di-Vorsitzende und stellv. Verhandlungsführerin: „Wir sind nicht bereit zu faulen Kompromissen.“
  • Die Arbeitgeber sagen uns: „Es reicht doch, wenn man an der einen oder anderen Schraube dreht.“ Aber sie wollen das ganz große Rad nicht mit uns drehen.
  • In den Kitas fehlen jetzt schon 173.000 Beschäftigte. Und 2025, so sagt es das deutsche Jugendinstitut, sind es schon 300.000. Und auch, wenn wir im Bereich der Sozialarbeit und im Bereich der Behindertenhilfe nicht solch dezidierte Zahlen haben, ist da die Situation doch keinen Deut besser.
So weit darf es nicht kommen!
  • Wir brauchen gute Arbeitsbedingungen, die es möglich machen, auch gesund in Rente zu gehen.
  • Wertschätzung für diese wichtige Aufgabe, von der wir alle wissen, dass sie unsere Gesellschaft zusammenhält, ist schlichtweg nicht vorhanden. Lasst uns den Arbeitgebern diese Wertschätzung beibringen.
  • Das was ihr jeden Tag für diese Gesellschaft leistet, ist wichtig. Ihr seid der Kit in unserer Gesellschaft. Ohne euch läuft nichts. […] Und deshalb habt ihr gute Bedingungen verdient. 
  • Ihr könnt euch sicher sein, mit dem Schwung, den ihr uns heute mitgebt und auch in den letzten Wochen, sind wir entschlossen, da mit einem anständigen Ergebnis rauszukommen. Und wenn ich sage „anständiges Ergebnis“, dann heißt das auch: Wir sind nicht bereit zu faulen Kompromissen, wir werden nicht jeden Scheiß abschließen.
  • Wir wollen vernünftige finanzielle Aufwertung für die Beschäftigten und wir wollen vor allem ein gutes Maßnahmen-Paket zum Thema Entlastung. 
Hier noch mal ein Best of aus Ankunft der Demo und Kundgebung
  • Die Arbeitgeber glauben, dass ihr zu „blöd“ seid, um eure Rechte durchzusetzen, dass ihr Dokumentation und Ähnliches in eurer Freizeit macht, und das stimmt nicht, da irren sie.
  • Es gilt: Wer gute Arbeit macht, muss auch gut bezahlt werden. 

Das letzte Wort überlassen wir den Kolleg*innen selbst:

Bäääm!

Du arbeitest ebenfalls in einem Sozial- und Erziehungsberuf und möchtest dich in der Tarifrunde 2022 engagieren? Hier findest du alle Infos, wie du dich einbringen kannst. Du möchtest mehr lesen, wie es deinen Kolleg*innen im Sozial- und Erziehungsdienst geht?

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