aufgeschrieben von Maren Skambraks
Malayn Saremski, 33 Jahre alt, ist seit 10 Jahren Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene an der Berliner Charité.
„Angesichts der enorm hohen Inflation merke ich, dass am Monatsende immer weniger Geld übrigbleibt. Steigende Gas- und Lebensmittelpreise hinterlassen ihre Spuren. Unsere Tarifforderung von 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro, ist daher auf gar keinen Fall zu hoch. Es ist jetzt endlich an der Zeit, die Gehälter in den Krankenhäusern nach oben zu korrigieren. Schon zur Hochzeit der Pandemie hieß es gerade auch von der Politik immer wieder, dass das Pflegepersonal für diesen verantwortungsvollen Beruf zu wenig verdient. Geändert hat sich daran bisher allerdings nichts.
Deshalb sollten die öffentlichen Arbeitgeber jetzt mit gutem Beispiel vorangehen. Schließlich ist der Tarifvertrag für den öffentlichen Diensts (TVöD) eine Orientierungsgröße, nach der sich später viele andere Arbeitgeber richten werden. Diese Vorbildfunktion ist besonders im Gesundheitswesen wichtig, in dem aus Profitgründen häufig als Erstes am Personal gespart wird.
Mit guten Löhnen gegen den Personalmangel
Eines der drängendsten Probleme ist deshalb der Personalmangel in der Pflege. Um ihm langfristig zu begegnen, brauchen wir neben besseren Arbeitsbedingungen vor allem eine gute und faire Bezahlung. Schließlich sollen die Pflegeberufe für zukünftige Generationen attraktiv sein. Derzeit ist es allerdings schwierig, Nachwuchskräfte im Beruf zu halten. Die hohe Arbeitsbelastung, viel Stress und wenig Anerkennung führen dazu, dass viele junge Kolleg*innen schnell wieder aus dem Job aussteigen, ihre Stunden reduzieren und/oder sich Alternativen suchen. Wir haben also eine recht hohe Fluktuation bei den Kolleg*innen und finden immer weniger Fachkräfte, die bereit sind unter diesen Bedingungen zu arbeiten.
Der Fachkräftemangel ist übrigens in allen Bereichen der Klinik spürbar. Nicht nur in den oberen Entgeltgruppen, wie die Arbeitgeber es der Öffentlichkeit immer verkaufen wollen. Deswegen finde ich die Mindestforderung von 500€ auch so wichtig, davon profitieren ja besonders die unteren Lohngruppen. Und das ist absolut richtig so.
Spaltungsversuche bzw. Angebote der Arbeitgeber für einzelne Berufsgruppen lehne ich ab. Das ist mit uns nicht zu machen. Wir sind an der Charité gut aufgestellt und mit anderen Betrieben in Berlin, wie zum Beispiel den Belegschaften der Vivantes-Kliniken und der Berliner Stadtreinigung, sehr gut vernetzt. An den Warnstreiktagen haben wir schon bewiesen, dass wir bereit sind, diesen Tarifkonflikt auf der Straße auszutragen. Wenn nötig, legen wir nochmal nach. Wir sind auf alles vorbereitet.
Tarifrunde 2023: Wir können was bewegen!
Damit diese Tarifrunde ein Erfolg wird, bringe ich mich auch persönlich voll ein, ob in unserer Betriebsgruppe, als Tarifbotschafterin oder Mitglied der bezirklichen Arbeitskampfleitung. Nachdem ich einige Jahre ein eher stilles ver.di-Mitglied war, hat mich die Berliner Krankenhausbewegung im Jahr 2021 im wahrsten Sinne des Wortes aktiviert. Diese Bewegung hat einen Entlastungstarifvertrag für mehr Personal erstritten, der schon im ersten Jahr spürbare Entlastung brachte. Das hat mir gezeigt, was wir zusammen alles bewegen können.“
Es wird Zeit, daß das Kranken- und Pflegepersonal besser bezahlt wird, sonst haben wir bald keines mehr.
Wir brauchen deutlich bessere Personalschlüssel, Mindestbesetzung pro Schicht (nicht pro Monatsschnitt), bessere Bezahlung, Entlohnung fürs einspringen und, nicht zuletzt, auch bei Teilzeitkräften ab der ersten Stunde Überstundenvergütung. Dann haben wir einen attraktiven Beruf, den auch die wieder erlernen wollen, die wir so dringend brauchen.
Das Personal im Krankenhaus wurde während Corona beklatscht… aus meiner Sicht eine völlige Verhöhnung der Beschäftigten, wenn man sieht, was hier nun während diesen Verhandlungen sieht. Jetzt fordern die Arbeitgeber eine Senkung der Gehälter in Krankenhäusern? Jetzt wo es sowieso schon zu wenig Menschen gibt, die dieses Beruf ausüben wollen, zu viele gibt, die die Krankenhäuser verlassen, weil das Stresslevel deutlich zu hoch ist? Gerade diese Menschen sollten überdurchschnittlich entlohnt und respektiert werden. Denn sie sind es, die sich um und ALLE kümmern ( sei es eine Putzfrau oder ein Politiker), wenn es uns schlecht geht.
Absolute Frechheit. Ein Abschluss wie bei der IG Metall (+8% und 3000€ steuerfrei) sind das Mindeste… liebe Gewerkschaften, liebe MFAs und Pflegekräfte in den Krankenhäusern: lasst euch damit nicht abspeisen !
Es wird geredet, zeredet und für dumm verkauft . Ich fühle mich nicht ernst genommen. Direkte Vorgesetzte erkennen das Problem und hören zu aber in den obersten Reihen wird nicht in unserem Interesse gehandelt .Wir haben seit 2 Jahren Personaluntergrenzen ,coronabedingt ausgesetzt. Im April soll diese Sonderregelung auslaufen . Ich bin gespannt. Was habe ich in den letzten 2 Jahren erlebt , noch mehr Stress und Arbeit die nicht mehr zu bewältigen ist . Überstunden nicht genommene Pausen . Der Durchlauf an Patienten wird immer höher und die Patienten immer pflegebedürftiger und aufwendiger . Ich sehe die Lage insgesamt schlechter als vor Corona .Junge Kollegen gehen wieder bevor sie überhaupt richtig angekommen sind oder hegen den Plan die Pflege in naher Zukunft wieder zu verlassen. So wird man das Ziel nicht erreichen und die Lage in Zukunft dramatisch verschlechtern .
Ich mache mir grosse Sorgen um unser Gesundheitssystem .