Foto: Kay Herschelmann

Ich arbeite beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Donau MDK (Main-Donau-Kanal). Wir sind mit 700 Beschäftigten für den Betrieb und den Unterhalt von 380 Kilometern Bundeswasserstraßen zuständig. Unser Gebiet umfasst die Donau ab Jochenstein, an der österreichischen Grenze, aufwärts bis Kelheim und die daran anschließende künstliche Wasserstraße, den 1992 eröffneten Main-Donau-Kanal, bis Bamberg. 

Neben Betrieb und Unterhaltung haben wir auch strom- und schifffahrtspolizeiliche Aufgaben. Wir kümmern uns um riesige ökologische Ausgleichsflächen sowie den sicheren und reibungslosen Verkehrsablauf auf einer teils freifließenden, teils staugeregelten und künstlichen Wasserstraße. Die sollte übrigens als sehr ökologischer Verkehrsträger viel mehr Bedeutung haben. 

Personalmangel plus Investitionsstau = Katastrophe

Belastend für die Beschäftigten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung ist, dass wir einen riesigen Investitionsstau haben. In den letzten Jahren wurde nur das Notwendigste vom Bund finanziert, also das, was kurz vor dem Zusammenfallen war. Die Sanierungen lassen sich aber nicht unendlich aufschieben. Vieles eilt nun.

Unser größtes Problem ist der Personalmangel durch den Personalabbau und den vordiktierten Sparzwang durch den Bund. Aber wir haben auch Probleme mit offenen Stellen, die wir nicht wieder besetzen können. Hauptsächlich im handwerklichen Bereich haben wir ein riesiges Defizit.

Den unteren Lohngruppen fehlt das Geld im Portemonnaie

Der größte Teil unserer Beschäftigten bewegt sich im unteren Drittel der Entgelttabelle. Da ist die Not durch die Inflation und gestiegenen Lebenshaltungskosten am größten. Hinzu kommen die enorm hohen Mieten in den Ballungszentren. Die Beschäftigten sind jetzt auf eine ausreichende Lohnsteigerung angewiesen. 

Als die Einladung kam, an den Tarifverhandlungen teilzunehmen, war ich hocherfreut und bin mit einer zehnköpfigen Arbeitskampf-Reisegruppe stellvertretend für die 700 Beschäftigten unseres Amts den weiten Weg von Bayern nach Potsdam gekommen, um die Verhandlungen und die ver.di-Forderung zu unterstützen.

Irgendeine Krise ist immer – Wir müssen Muskeln zeigen

Schon in der ersten Verhandlungsrunde hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser gesagt, die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes seien das Rückgrat des Landes. Im gleichen Atemzug hat sie aber alle unsere Kernforderungen kategorisch abgelehnt. Das werden wir so nicht hinnehmen. Jetzt gilt es Stärke zu zeigen. Von den Kolleginnen und Kollegen erwarte ich, dass sie Muskeln spielen lassen, also streiken, egal ob ver.di-Mitglied oder nicht organisiert.

Von Arbeitgeberseite hören wir seit zehn Jahren immer wieder dieselben Argumente und dass sich die Gewerkschaften in Zeiten der Krise mäßigen sollen. Aber irgendeine Krise ist immer: Die Finanzkrise, die Flüchtlingskrise, die Coronakrise, die Energiekrise – und dazwischen hatten wir mehrere Jahrhunderthochwässer, die auch uns beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt beschäftigen. Für unsere schwere Arbeit brauchen wir gute Löhne, um das Personal zu halten und die leeren Stellen zu besetzen.

Für uns, die wir das Rückgrat der Gesellschaft sind, soll kein Cent übrig sein? Das ist eine bodenlose Frechheit. Von den Arbeitgebern erwarte ich, dass sie in sich gehen und darüber nachdenken, warum wir ihr sogenanntes Angebot nicht annehmen können. Das ist einfach zu wenig, was sie uns da bieten.

Lust bekommen, auch aktiv zu werden? – Prima! Hier könnt ihr euch an der Tarifrunde im öffentlichen Dienst 2023 beteiligen. Und hier findet ihr alle unsere sonstigen Aktivitäten im Bereich Wasser und Schifffahrtsverwaltung.

One thought on “Georg, Beschäftigter beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt: „Irgendeine Krise ist immer – aber jetzt sind wir dran!“

  • 17. März 2023 um 19:56
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    Dieses mal müssen wir bis zum Stillstand kämpfen! Ich will mehr Geld um über die Runden zu kommen.

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