Vom 17. bis zum 23. September 2023 findet in Berlin der sechste ver.di Bundeskongress statt. Rund tausend unserer Mitglieder, ein Querschnitt durch die Organisation, werden zusammenkommen, viel diskutieren und die Weichen dafür stellen, wie sich ver.di in den nächsten vier Jahren politisch und gesellschaftlich aufstellt.

Sie wählen Bundesvorstand und Gewerkschaftsrat und entscheiden über 1000 Anträge. Sie sind ehrenamtliche Aktive aus allen Berufsgruppen, die sich in ver.di organisieren. Zwei von ihnen, Holger und Pauline, stellen wir euch vor.

Pauline Kracht ist Studentin und arbeitet nebenbei für einen Weiterbildungsträger. Ursprünglich ist sie gelernte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Sie ist außerdem stellvertretende Bundesfachbereichs-Vorsitzende und Delegierte für den ver.di Bundeskongress
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Foto: Zentrum ÜBERLEBEN

Marco Hahn: Mein Name ist Marco Hahn. Ich bin Medizinpädagoge und Leiter der Berufsfachschule Paulo Freire. Mein gelernter Beruf ist Gesundheits- und Krankenpfleger. Ich habe früher im Klinikum am Urban und bei Vivantes gearbeitet, war dort im psychiatrischen Bereich und im Bereich Ausbildung beschäftigt. Nach meinem Studium der Medizinpädagogik an der Charité habe ich Geflüchtete und Migrant*innen während ihrer Ausbildung unterstützt.

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Die Kolleg*innen am Rhenus-Standort Neu-Wulmstorf bei einem Warnstreik
im Kampf um Tariflöhne

ver.di: Hallo Jonas, ein Standort des Logistik-Konzerns Rhenus Logistics hat es letztlich mit einer sehr unschönen Streikbrecher-Aktion bis in die Medien „geschafft“. Du betreust als hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär den Standort Neu-Wulmstorf – Darüber wollen wir heute sprechen. Kannst du uns zuerst beschreiben: Was macht der Konzern Rhenus Logistics?

Jonas: Rhenus Logistics ist ein Logistik-Dienstleister und ein Tochterunternehmen der Rethmann-Gruppe. Bekannter ist sicher das Schwesterunternehmen REMONDIS, ebenfalls ein Logistiker, aber spezialisiert auf Entsorgung.

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Karin ist 46 Jahre alt und trans. Seit 1999 arbeitet sie bei Weltbild im Customer Support als Softwaretesterin und im 3rd Level Kundenservice im ebook-Bereich. Dafür verschriftlicht sie technische Probleme mit der Software für die Entwickler. Ihr Outing am Arbeitsplatz hatte sie 2020.

Vorweg möchte ich sagen, dass ich nicht die Lehrbuch-trans-Person bin, falls es die überhaupt gibt. Die längste Zeit meines Lebens wusste ich nämlich gar nicht, dass es trans gibt. Mein Männerleben fand ich immer sehr sehr anstrengend, aber ich dachte halt, das sei normal. Ich kann auch nicht sagen, „Ich habe schon als Kind immer schon mit Barbies gespielt“ oder so etwas.

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Katharina ist verbeamtete Sachbearbeiterin im Jobcenter. Klar: Sie darf nicht streiken. Dennoch unterstützt sie die Forderungen in der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst – unter anderem mit diesem Interview. Denn die Arbeitsbedingungen sind hart, Überstunden an der Tagesordnung und manche ihrer Kolleg*innen im öffentlichen Dienst verdienen so wenig, dass sie selbst Bürgergeld beantragen müssen. Kein Wunder, dass der viele nach kurzer Zeit wieder kündigen. Das muss sich ändern, sagt Katharina.

ver.di: Liebe Katharina, wer bist du und was machst du?

Katharina: Ich bin Katharina-Sophia Gerking, 38 Jahre alt, und arbeite als Sachbearbeiterin im Leistungsservice im Jobcenter Hannover. Außerdem bin ich stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und wahrscheinlich in 6000 anderen Vereinen unterwegs, was aber heute hier keine Rolle spielt (lacht).

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Live long and prosper! Frank in seiner Dienststelle in der Stadtverwaltung Köln.
Foto: privat

Ich bin der Frank Dethlefsen. Ich bin Verwaltungsangestellter bei der Stadtverwaltung Köln, mittlerweile seit über 35 Jahren. Seit zwölf Jahren bin ich dort als freigestellter Personalrat tätig.

Ich engagiere mich in der Tarifrunde, weil es unbedingt notwendig ist. Wir haben bisher nie etwas geschenkt bekommen. Und für das, was wir im öffentlichen Dienst leisten, werden wir hinten und vorne nicht adäquat bezahlt. Wenn ich da nur mal an die ganzen pflegenden Berufe oder an den Bereich der Ausbildung, Lehrer denke, was da alles geleistet und wie das vergütet wird. Da muss dringend etwas passieren.

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Foto: Kay Herschelmann

Ich arbeite beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Donau MDK (Main-Donau-Kanal). Wir sind mit 700 Beschäftigten für den Betrieb und den Unterhalt von 380 Kilometern Bundeswasserstraßen zuständig. Unser Gebiet umfasst die Donau ab Jochenstein, an der österreichischen Grenze, aufwärts bis Kelheim und die daran anschließende künstliche Wasserstraße, den 1992 eröffneten Main-Donau-Kanal, bis Bamberg. 

Neben Betrieb und Unterhaltung haben wir auch strom- und schifffahrtspolizeiliche Aufgaben. Wir kümmern uns um riesige ökologische Ausgleichsflächen sowie den sicheren und reibungslosen Verkehrsablauf auf einer teils freifließenden, teils staugeregelten und künstlichen Wasserstraße. Die sollte übrigens als sehr ökologischer Verkehrsträger viel mehr Bedeutung haben. 

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Nicole: Ich bin Nicole, 28 Jahre alt und arbeite seit 2018 bei einem städtischen Träger als Erzieherin. Es ist eine große Einrichtung mit um die 100 Kinder.

Vormittags betreuen wir Kindergartenkinder. Die „Vormittagskinder“ unter ihnen sind um 13.30 Uhr alle weg. Es bleiben die Ganztagskinder und ab Nachmittag kommen unsere Schulkinder, Erst- bis Fünftklässler*innen. Man hat also nie die 100 Kinder auf einmal da, aber natürlich auch nie das volle Personal. Eigentlich haben wir räumliche Kapazitäten, um ca 130 Kinder zu betreuen, aber dazu fehlt uns das Personal. 

Wir arbeiten mit einem offenen Konzept, die Kinder können sich frei in den Räumen bewegen. Ich habe zehn Bezugskinder, für die ich, was Dokumentation und Entwicklungsgespräche angeht, verantwortlich bin. Seit November letztes Jahr bin ich in Elternzeit.

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Frieda demonstriert für höhere Löhne bei den Berliner Wasserbetrieben – auch für Azubis und Dual Studierende.
Foto: KAY HERSCHELMANN

Wir treffen Frieda und Halis vor dem Kongresshotel in Potsdam. Der Anlass: Auftakt für die erste Runde der Tarifverhandlungen für die Angestellten bei Bund und Kommunen.

Mit ihren Kolleg*innen sind die beiden Nachwuchskräfte der Berliner Wasserbetriebe zum Hotel gekommen, zusammen mit mehreren hundert Beschäftigten aus Brandenburg, Potsdam und Berlin. Wir fragen die beiden, was die Forderungen aus der laufenden Runde für sie bedeuten.

ver.di: Stellt euch doch mal kurz vor und erzählt und, warum ihr heute hier zur ersten Tarifrunde in den Tarifverhandlungen für die Angestellten für Bund und Kommunen in Potsdam vor Ort seid!

Frieda: Hallo, ich bin Frieda. Ich mache ein duales Studium für industrielle Elektrotechnik bei den Berliner Wasserbetrieben, bin jetzt im fünften Semester und in der Jugend- und Auszubildendenvertretung aktiv.

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aufgeschrieben von Maren Skambraks

Malayn Saremski, 33 Jahre alt, ist seit 10 Jahren Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene an der Berliner Charité.

„Angesichts der enorm hohen Inflation merke ich, dass am Monatsende immer weniger Geld übrigbleibt. Steigende Gas- und Lebensmittelpreise hinterlassen ihre Spuren. Unsere Tarifforderung von 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro, ist daher auf gar keinen Fall zu hoch. Es ist jetzt endlich an der Zeit, die Gehälter in den Krankenhäusern nach oben zu korrigieren. Schon zur Hochzeit der Pandemie hieß es gerade auch von der Politik immer wieder, dass das Pflegepersonal für diesen verantwortungsvollen Beruf zu wenig verdient. Geändert hat sich daran bisher allerdings nichts.

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